Kolumne: Hier In Nrw Ein Lob auf den islamischen Religionsunterricht

Das Fach soll junge Leute schon frühzeitig gegen schädliche Einflüsterungen immunisieren. Von einem flächendeckenden Angebot ist NRW aber noch weit entfernt. Angeblich fehlen 1000 Lehrkräfte.

Ist der Islam eine friedliebende Religion? Diese Frage hat nach den Terroranschlägen von Paris hitzige Debatten ausgelöst, die noch andauern. Nordrhein-Westfalen ist ein weltoffenes, tolerantes Bundesland, das sich um ein friedliches Miteinander bemüht. Schon vor Jahren hat es dazu einen wegweisenden Schritt unternommen: Als erstes Bundesland hat NRW zu Beginn des Schuljahres 2012/13 den islamischen Religionsunterricht eingeführt. Grundlage dafür war ein Gesetzentwurf, den SPD, CDU und Grüne Ende 2011 gemeinsam im Landtag verabschiedet hatten.

Der Unterricht in deutscher Sprache ist bekenntnisorientiert und dem katholischen und evangelischen Religionsunterricht gleichgestellt. Damit unterscheidet er sich von der bereits 1999 eingeführten Islamkunde, die religiös neutral und stärker kulturwissenschaftlich ausgerichtet ist. Der Islamunterricht sei ein "Stück gelebte Integration", hat NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann neulich gesagt. Und damit hat die Grünen-Politikerin durchaus recht. Dieser Unterricht hat aber auch eine wichtige vorbeugende Funktion, indem er junge Leute schon frühzeitig gegen schädliche Einflüsterungen immunisieren und sie vor dem Abgleiten in die radikale Szene bewahren soll. Versteht sich, dass in dem Unterricht andere Religionen nicht abwertend beurteilt werden.

Inzwischen steht Islamunterricht nicht mehr nur in Grundschulen auf dem Stundenplan, sondern er wird auch an weiterführenden Schulen erteilt. Von rund 320 000 muslimischen Schülern in NRW erhalten allerdings erst 6500 Schüler an 92 Schulen islamischen Religionsunterricht. Von einem flächendeckenden Angebot, das wünschenswert wäre, kann somit keine Rede sein. Angeblich fehlen bis zu 1000 Lehrkräfte. Ein Silberstreif: Derzeit werden rund 130 angehende Pädagogen in Münster im Fach "Islamische Religionslehre" ausgebildet.

Die bereits in den Schulen unterrichtenden Lehrer haben eine entsprechende Qualifizierung. Sie sind muslimischen Glaubens und unterstehen der deutschen Schulaufsicht. Es gibt deutsche Schulbücher, einen Lehrplan für die Grundschule und einen sogenannten Kernlehrplan für die Sekundarstufe I.

Anders als bei den beiden christlichen Kirchen haben die Schulpolitiker keinen eindeutigen Ansprechpartner auf islamischer Seite. Das Land behilft sich als "Übergangslösung" damit, dass die Islam-Verbände vier Vertreter in einen Beirat entsenden - und das Land "im Einvernehmen mit den muslimischen Verbänden" ebenfalls vier.

2018 muss überprüft werden, ob und inwieweit das Gesetz verändert werden soll.

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(RP)
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