Kolumne: Hier In Nrw Wann beginnt eigentlich der Wahlkampf?

Düsseldorf · Noch ist an Rhein und Ruhr nicht viel von der harten politischen Auseinandersetzung zu spüren. Hannelore Kraft und ihr Herausforderer Armin Laschet kommen einem manchmal wie ein vertrautes Pärchen vor.

Landtagswahl in NRW 2017: Wann beginnt endlich der Wahlkampf? - Kolumne
Foto: Hüwel

Man stelle sich vor, es ist Wahlkampf, und kaum jemand merkt was davon. So ähnlich dürfte es derzeit vielen Bürgern in NRW gehen. Gewiss: Die Kommunen erlauben Wahlplakate erst wenige Wochen vor dem Wahltag, doch die Kandidaten haben sich schon warmgelaufen. Am Wochenende werden die Parteien ihren Wahlkampf nun offiziell eröffnen. Die SPD mit Kraft, Schulz und Scholz in Essen, die Union mit Laschet und Merkel in Münster und die FDP in Hamm.

Die Liberalen wollen dort besiegeln, dass sie nach der Wahl am 14. Mai nicht für eine "Ampel" zur Verfügung stehen, also keine Koalition aus SPD (rot), FDP (gelb) und Grünen eingehen werden. Das kann man für politisch klug halten, man kann sich aber auch darüber wundern. Denn FDP und Grüne in NRW sind einander spinnefeind. Doch während die Liberalen eine Ampel mit der SPD ausschließen, würden sie wohl eine Ampel unter Führung der CDU mitmachen. Wie FDP und Grüne da miteinander klarkommen wollen, bleibt schleierhaft.

FDP-Chef Christian Lindner, den es erklärtermaßen nach Berlin zieht, will bis zur Bundestagswahl im Landtag bleiben und dafür sorgen, dass die Liberalen Kurs halten. Das geschieht nicht ganz uneigennützig: Sollte die FDP im Herbst bei der Bundestagswahl an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern, würde Lindner in Düsseldorf bleiben und weiter sein Landtagsmandat ausüben. Er ist nun mal Berufspolitiker, der auch davon lebt, dass sein Rat und seine Analysen geschätzt (und bestens dotiert) werden.

Obwohl die FDP mehr Übereinstimmung mit den Christ- als mit den Sozialdemokraten sieht, lässt Lindner kaum eine Gelegenheit aus, der CDU Linkstendenzen zu unterstellen und sie als "sozialdemokratisiert" zu schmähen. CDU-Chef Armin Laschet, der mal der Bonner "Pizza-Connection" von jungen Unionspolitikern und Grünen angehört hat, mag das missfallen, doch mit seinem Duzfreund Christian will er sich's ebenso wenig verderben wie mit Hannelore Kraft. Wer weiß, ob man sich nicht schon bald in einer Koalition wiederfindet?

Wahrscheinlich denkt Kraft genauso. Jedenfalls kommt es einem mitunter so vor, als seien sie und ihr Herausforderer ein vertrautes Pärchen. Kein Wunder auch, dass Laschet nichts von einer Klage gegen Krafts Regierung in Sachen Frauenbeförderung wissen will. Es gibt Unionspolitiker, denen der Kuschelkurs ihres Chefs mächtig auf die Nerven geht. Aber abwarten: Der Wahlkampf in NRW hat ja noch gar nicht richtig begonnen.

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(hüw)
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