Kolumne: Hier In Nrw Rot-Grün hat Schulthemen nicht im Griff

Düsseldorf · Vieles läuft nicht rund im Bildungsbereich: Über das tatsächliche Ausmaß des Unterrichtsausfalls tappen wir weiter im Dunkeln. Und dass an Hunderten von Schulen Leitungsstellen unbesetzt sind, ist nicht akzeptabel.

Kolumne: Hier In Nrw: Rot-Grün hat Schulthemen nicht im Griff
Foto: Hüwel

Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich auszumalen, dass im bevorstehenden Landtagswahlkampf das Thema Schule eine herausragende Rolle spielen wird. Vieles läuft tatsächlich nicht rund. Die Opposition wird diese Möglichkeit nutzen, die rot-grüne Landesregierung in die Defensive zu zwingen.

In der Auseinandersetzung dürfte es gar nicht so sehr um das Turbo-Abitur gehen. Beim G8 ziehen Regierung und Opposition (mit Ausnahme der Piraten) beinahe an einem Strang. Für CDU und FDP wird hingegen vor allem der Unterrichtsausfall im Vordergrund stehen. Es ist nicht nachvollziehbar, dass es im Zeitalter der von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) beschworenen Digitalisierung nicht möglich sein soll, den Stundenausfall weitaus schärfer zu erfassen als dies bisher anhand von steinzeitlich anmutenden, weil händisch vorgenommenen Stichproben geschieht. Und diese Stichprobe auch noch kurz nach den Sommerferien genommen wird, wenn die Lehrkräfte frisch und der Unterrichtsausfall entsprechend niedrig ist.

All das schürt den Verdacht, dass die Regierung nicht an einer Ermittlung des tatsächlichen Ausfalls interessiert ist. Kaum jemand glaubt, dass die genannte Zahl von 1,7 Prozent Stundenausfall die Realität widerspiegelt. Eine genauere Erfassung wäre aber nötig, um gegensteuern zu können. Dass sich nach dem Willen der grünen Schulministerin Sylvia Löhrmann eine Arbeitsgruppe jetzt monatelang mit der Frage befassen soll, was unter Unterrichtsausfall zu verstehen ist, wirkt grotesk. Vermutlich will sich Rot-Grün damit nur über die Landtagswahl retten.

Zudem scheint es bei der Umsetzung der schulischen Inklusion noch erhebliche Probleme zu geben; vor allem mangelt es an Fachkräften, die sich im Unterricht den Kindern und Jugendlichen mit Handicaps zuwenden können, so dass ein reibungsloser Unterrichtsablauf gewährleistet ist.

Mehr als peinlich ist die Tatsache, dass landesweit knapp 700 Schulen keinen Rektor haben, davon 303 Grundschulen. An rund 1000 Schulen — vor allem Grundschulen — ist die stellvertretende Leiterstelle unbesetzt. Das bedeutet zwar nicht, dass an diesen Schulen kein geordneter Betrieb mehr möglich wäre. Aber es handelt sich um Provisorien, die so gar nicht mit der Beteuerung der Landesregierung zusammenpassen, sie investiere massiv in die Bildung.

Die Leitungsposten sind offenbar finanziell so unattraktiv, dass sich die Zahl der Bewerber arg in Grenzen hält. Wäre es nicht an der Zeit, dass das Land diesen Missstand endlich ausräumt? Vielleicht bedarf es dazu aber erst des Wahlkampfdrucks.

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(hüw)
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