Kolumne: Hier in NRW Warum es keine Rückkehr zu G 9 geben wird

Im Herbst sollen die Ergebnisse monatelanger Expertengespräche vorliegen. Schon jetzt zeichnet sich jedoch ab, dass es beim achtjährigen Gymnasium bleiben wird.

Im Streit um das Gymnasium mit acht oder neun Schuljahren (G 8 und G 9) ist es in den letzten Wochen - nicht zuletzt wegen der Sommerferien - relativ ruhig geblieben. Doch das Thema Turbo-Abitur ist noch lange nicht abgehakt. Der von Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) einberufene Runde Tisch ist weiter aktiv. Gerade heute tagt wieder eine seiner drei Arbeitsgruppen.

Bei den Beratungen geht es um mehrere Fragen: Wie lässt sich eine vernünftige Balance zwischen Schule und Freizeit herstellen? Was muss zur Entlastung der Schüler bei Lehrplänen und Ergänzungsstunden getan werden? Und wie lässt sich das Reformkonzept wissenschaftlich begleiten?

Das mag alles ziemlich theoretisch klingen, doch klar ist, dass es am Ende konkrete Handlungsvorgaben geben muss, mit denen die Schulen auch wirklich etwas anfangen können. Eine Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren, wie sie Niedersachsen beschlossen hat, wird dabei aber nicht herauskommen. Diesen Radikalschnitt fordert ohnehin nur eine kleine Minderheit. Ein Elternverein sammelt Unterschriften für eine Volksinitiative. Nötig sind rund 66 000 Unterschriften; der Verein hat erst 30 000 gesammelt. Selbst wenn bis zum Frühjahr das Quorum erfüllt würde, hätte dies lediglich zur Folge, dass sich der Landtag erneut mit der Frage G 8 oder G 9 befassen müsste. Das Ergebnis ist vorhersehbar: Weder bei Rot-Grün noch bei CDU und FDP gibt es eine Mehrheit für eine Rückkehr zu G 9.

Unstrittig ist allerdings auch, dass es Veränderungen geben muss. Der Vorsitzende des Philologenverbandes NRW, Peter Silbernagel, formuliert es so: "So, wie es ist, kann es nicht bleiben." Dass Jugendliche gleich dreimal in der Woche Nachmittagsunterricht haben, findet er unnötig: "Einmal reicht."

Ende des Monats sollen die bisherigen Ergebnisse zusammengetragen werden. Nach den Herbstferien gibt es einen weiteren Runden Tisch. Anschließend muss der Landtag sein Votum abgeben.

Wenn Löhrmann es bis dahin geschafft hat, braucht sie für die kommenden Jahre wohl keine Neuauflage dieser Debatte mehr zu befürchten. Und das war wohl auch ihr Ziel. Sie war es schließlich, die vor allem angesichts des Schwenks in Niedersachsen urplötzlich die Notbremse gezogen und den Runden Tisch arrangiert hat. Die Grünen-Politikerin war klug genug, von Anfang an nichts auszuschließen - wenngleich auch sie keine Rückkehr zu G 8 will.

Kommt bei den Beratungen ein brauchbares Reformkonzept heraus, hätte sich der Aufwand gelohnt. Davon würden dann auch alle profitieren: Schüler, Lehrer, Eltern - und natürlich Löhrmann.

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(RP)
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