Kolumne: Hier In Nrw Weg mit dem Sonntagsfahrverbot für Lkw!

Ausgerechnet dann, wenn die bundesdeutschen Autobahnen (weitgehend) frei von Berufsverkehr sind, werden die großen Lkw ausgebremst. Ist das nicht widersinnig?

Letzten Sonntag war ich mal wieder in NRW auf der Autobahn unterwegs. Dabei kam ich an etlichen Raststätten vorbei, die allesamt ein ähnliches Bild boten: Die Stellplätze waren voll mit Lkw. Dazwischen hemdsärmelige Männer, die gelangweilt am Fahrzeug lehnten, ein Nickerchen machten oder sich unterhielten. Allen gemeinsam war: Sie warteten sehnlich auf 22 Uhr, bis das Sonntag-Fahrverbot enden würde und sie ihre Fahrt fortsetzen durften. Wer nach dem Sinn dieses sonntäglichen Fahrverbots fragt, bekommt zumeist nur vage Antworten: "Ist halt so", "War schon immer so" oder "sonntags soll ja nicht gearbeitet werden." Als ob es für Lkw-Fahrer die pure Lust und Entspannung wäre, sich auf dem Rastplatz den Sonntag um die Ohren schlagen zu müssen.

Ich halte das Fahrverbot für widersinnig: Ausgerechnet dann, wenn die Autobahnen (weitgehend) frei von Berufsverkehr sind, werden die großen Lastwagen ausgebremst. Würde man ihnen bundesweit auch den Sonntag freigeben, würden sich die Lkw-Ströme über sieben Tage verteilen, was innerhalb der Woche zu einer Reduzierung des Schwerverkehrs führen dürfte. Diese Entzerrung liegt auch gerade im Interesse der Millionen Autofahrer, die wochentags in NRW beruflich unterwegs sind. Natürlich darf eine solche Freigabe nicht zu einer zusätzlichen Belastung der Fahrer führen. Sie müssten weiterhin ihre Ruhezeiten strikt einhalten. Aber sie stünden dann nicht mehr unter dem Druck, einen Rastplatz ansteuern zu müssen, nur weil die Stunde des Fahrverbots naht.

Aber haben nicht die "Brummis" die massiven Schäden an Brücken und Straßenbelag verursacht, die jetzt nur noch mit Milliardenaufwand behoben werden können? Das stimmt zwar, aber diese Beschädigungen sind trotz des Sonntag-Fahrverbots entstanden. Ein erzwungener Übernachtungsstopp bringt da gar nichts.

Vielleicht sollte man - wenn sich das leidige Thema Pkw-Maut irgendwann einmal erledigt haben sollte - über eine zeitgemäße Lösung nachdenken. Der frühere NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke (CDU) verweist auf das bestehende "intelligente Maut-System" für Lkw auf bundesdeutschen Autobahnen. Er kann sich gesonderte Tarife für die sonntägliche Benutzung vorstellen: entweder teurer als wochentags - dann wird so manche Spedition spitz nachrechnen, ob sich der Aufwand lohnt. Oder aber eine geringere Gebühr, welche die Sonntagsfahrten attraktiv machen würde. Auf alle Fälle wäre dann den Unternehmen die Entscheidung überlassen. Das ist doch zumindest überlegenswert, oder?

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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