Hier In Nrw Wie viel Schulunterricht fällt eigentlich aus?

Der Landesrechnungshof möchte, dass jede Schule eine eigene Statistik führt. Das scheint ein vernünftiger Ansatz zu sein, auch wenn er zu (noch) mehr Bürokratie führen wird. Da wären Schulassistenten genau richtig.

Kurz vor Beginn der Weihnachtsferien in den Schulen wird eine ziemlich alte Frage wieder neu belebt: Wie viel Unterricht fällt in Nordrhein-Westfalen eigentlich aus? Danach fragt nicht irgendwer, sondern der Landesrechnungshof (LRH). Die obersten Kontrolleure machen jetzt noch einmal unmissverständlich klar, dass sie das bisherige Berechnungsverfahren für zu ungenau halten.

Schon vor Jahren hatte der Rechnungshof aufgrund eigener Berechnungen einen Unterrichtsausfall von landesweit durchschnittlich 4,8 Prozent ermittelt — das war mehr als doppelt so viel wie das damalige Schulministerium unter Leitung von (erinnert man sich?) Barbara Sommer ermittelt hat. Die CDU rühmte sich seinerzeit, den Unterrichtsausfall gegenüber rot-grünen Zeiten halbiert zu haben. Doch war das wirklich so? Während der LRH bei 105 Schulen nachforschte, war die Basis der jährlichen Stichproben, die das Ministerium vornahm, deutlich kleiner.

Bemerkenswert war jedenfalls, dass es in denjenigen Schulen, die damals schon Abweichungen vom planmäßigen Unterricht dokumentierten und entsprechende Vertretungskonzepte entwickelt hatten, der Unterrichtsausfall deutlich geringer war als an den anderen Schulen. Deswegen hat der Landesrechnungshof jetzt erneut "empfohlen", an jeder Schule eine Statistik zum Unterrichtsausfall einzuführen.

Dieser Ansatz klingt vielversprechend, auch wenn er zu (noch) mehr Bürokratie führen wird. Aber solange die Politik sich auf Schätzungen verlassen muss, ist niemandem geholfen. Wie groß muss die Vertretungsreserve wirklich sein? Die Pädagogenverbände fordern eine Lehrerreserve von sieben Prozent. Diese Forderung wird so lange unrealistisch bleiben, wie alle Seiten in Sachen Unterrichtsausfall im Nebel stochern.

Unterricht scheint vor allem massiv in Mathematik und Physik auszufallen. Kein Wunder, dass NRW hier bei Leistungsvergleichen schlechter abschneidet. Doch nun könnte Bewegung in die Sache kommen. Der Haushaltskontrollausschuss des Landtags fordert "belastbare" Zahlen, und auch Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) will prüfen lassen, ob eine solche Statistik mit vertretbarem Aufwand geführt werden kann. Der Ausschuss hat sie — Ferien hin oder her — aufgefordert, bis zum 31. Dezember einen Bericht vorzulegen.

Paradox: Die jährliche Erstellung einer Statistik über den Unterrichtsausfall, so heißt es, dürfe nicht dazu führen, dass dies weiteren Unterrichtsausfall zur Folge hätte. Das Ganze könnte somit Sache der Schulassistenten werden — wenn es denn genügend gäbe.

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(RP)
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