Kolumne: Mit Verlaub! München könnte es

1992 störten und randalierten Protestler gegen den G7-Gipfel in Bayerns Hauptstadt. Der Spuk währte nicht lange. Ein Staat zeigte, was ein Staat sein sollte: Sicherheits- und damit Freiheitsgarant.

Mit Verlaub!: München könnte es
Foto: Michels

Diejenigen, die nach wie vor der Meinung sind, in einem Staat wie Deutschland müssten auch künftig weltpolitisch relevante Großveranstaltungen organisiert werden können, ohne dass linker oder rechter Mob die lokale Machtergreifung probt, sagten in den vergangenen Tagen unisono: Für ein logistisches Ausnahme-Ereignis wie einen Gipfel der Chefs führender Industrieländer und hoffnungsvoller Schwellenländer kämen in Deutschland überhaupt nur drei Städte in Betracht. Gemeint waren Berlin, Hamburg und München.

Nun, wie Hamburg die Staatsaufgabe entglitten ist, wichtige Rechtsgüter vor dem Zugriff von Kriminellen zu schützen, haben wir, hat die Weltöffentlichkeit entgeistert mitbekommen. Von Berlin mag man sich gar nicht vorstellen, dass es einer solchen Staatsaufgabe gewachsen sein könnte. In Senat und Bezirksvertretungen unserer hochsubventionierten Hauptstadt hocken wahrscheinlich noch mehr klammheimliche Freunde linker Straßenkämpfer hinter ihren Schreibtischen als in Hamburgs berüchtigter Antifa-Höhle "Rote Flora".

Was ist mit München, der Millionenstadt mit liberalem Flair und in der Regel SPD-dominierter Kommunalpolitik, die sich einer auf Recht und Ordnung als Freiheitsgaranten bedachten bayerischen Freistaats-Politik sicher sein kann?

Die Antwort vorweg: München könnte es. Einen nicht nur politisch verkommenen Anarcho-Treff wie die "Rote Flora" gibt es in München nicht; gäbe es ihn, wäre er nach 48 Stunden geschlossen. Einem unverfroren Gewalt ankündigenden Slogan des Hamburg-Mobs "Welcome to Hell" hätte die bayerische Polizei ein kräftiges "Geht zum Teufel!" entgegengehalten.

Der stets besonnen argumentierende Historiker Michael Wolffsohn sagte nach dem Hamburger Chaotenfestival, wir Bürger müssten den Staat auf allen Ebenen — Bund, Länder, Gemeinden — wieder mehr in die Pflicht nehmen. Liberalität allein reiche nicht aus.

Als beim G 7-Gipfel in Münchens Innenstadt 1992 gegen Staatsgäste und Polizei pöbelnde Chaoten zunächst von den Sicherheitskräften sehr handfest abgedrängt und für Stunden umzingelt wurden, geriet das linksliberale Milieu in Rage. Davon zu Recht unbeeindruckt blieben Gipfel-Gastgeber Bundeskanzler Helmut Kohl, Bayerns Innenminister Edmund Stoiber und vor allem Ministerpräsident Max Streibl. Der sagte damals: "Wenn einer glaubt, er muss sich mit Bayern anlegen, der muss wissen, dass wir auch etwas härter hinlangen können. Auch das ist bayerische Art."

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort