In eigener Sache Unklare Quellenangaben für Zitate zur Einwanderung

Düsseldorf · Selten hat ein Artikel für derartig große Zustimmung gesorgt wie die Kolumne "Mit Verlaub", die am Freitag in der Rheinischen Post und bei RP ONLINE erschienen ist. Unser Autor Reinhold Michels berief sich in seinem Text auf Aussagen der ehemaligen australischen Ministerpräsidentin Julia Gillard zur Einwanderungspolitik. In diesen Zitaten werden Einwanderer aufgefordert, sich den Landessitten ohne Wenn und Aber anzupassen oder das Land zu verlassen. Leider lässt sich nicht belegen, dass diese Aussagen tatsächlich von Julia Gillard stammen.

Ähnliche oder sogar wortgleiche Formulierungen zirkulieren seit mehreren Jahren im Internet und werden dabei unterschiedlichen Quellen zugeordnet, darunter etwa auch den australischen Ex-Premiers Kevin Rudd und John Howard. Das trifft zum Beispiel auf folgendes Zitat zu: "Aber wenn ihr euch ständig beschwert, Mitleid sucht, unsere Fahnen verbrennt, unseren Glauben verachtet, unseren Lebensstil verurteilt, dann ermutige ich euch, einen Vorteil unserer großartigen australischen Demokratie und Gesellschaft zu nutzen: das Recht, das Land zu verlassen." Derselbe Satz, lediglich angepasst, was das Land betrifft — die USA anstelle Australiens — findet sich in einem Leserbrief, den ein amerikanischer Veteran 2002 an eine US-Lokalzeitung geschickt hatte.

Das Zitat wird seither im Internet verbreitet — mit wechselnden Quellenangaben. Es gibt durchaus drastische Äußerungen australischer Politiker zum Thema Einwanderung. So bezeichnete Einwanderungsminister Peter Dutton unlängst Flüchtlinge pauschal als Analphabeten. Von Julia Gillard dagegen sind derartige Einlassungen nicht bekannt. Es war uns — jenseits der inhaltlichen Debatte — wichtig, diesen Punkt klarzustellen.

(RP)
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