Kolumne: Mit Verlaub! Schluss mit der Schmähung des "Weißen Mannes"

Düsseldorf · Amerika hat anders gewählt, als eine amerikanische und deutsche Kultur-Schickeria sich das gewünscht hat. Nun suchen sie flennend nach Schuldigen und werden fündig.

Wahl-Sieg von Donald Trump: Schluss mit der Schmähung des "Weißen Mannes"
Foto: Michels

Ein Gespenst geht um in Amerika und Deutschland: das vom ominösen "Weißen Mann". Er gilt als politisch-intellektuell beschränkt und ungebildet. Die neue bunte, liberale Welt versteht er angeblich nicht mehr, oder er will sie einfach nicht begreifen. Deshalb - wie der Sieg eines zornigen Alten namens Donald Trump belege - stehe der "Weiße Mann" so wie das oft zitierte dumme Rindvieh quer im Kuhstall der Moderne. Ich meine, dass es höchste Zeit ist, dass der in US- und deutschen Medien von Hobby-Soziologen, ewigen Studenten, in die Jahre gekommenen Feministinnen und den üblichen Verdächtigen der Kultur-Schickeria geschmähte " Weiße Mann" sich die Verunglimpfung verbittet.

Eine kluge weiße Frau und Juristin aus Düsseldorf kommentierte im Anschluss an die US-Präsidentenwahl den anscheinend politisch korrekten Salon-Rassismus am Tag nach der Wahl so: "Wenn wir Andersdenkende demonstrativ nicht ernst nehmen oder uns gepflegt über sie lustig machen, dann gibt es für die, die sich bestimmten Diskussionen vielleicht nicht gewachsen fühlen, nur eine Möglichkeit: in freier, gleicher und geheimer Wahl ein sehr deutliches Zeichen zu setzen."

Ich wünsche mir, dass dem zunehmend rassistisch herabgesetzten "Weißen Mann" von den dünkelhaften Hohepriestern einer möglichst bunten Gesellschaft der gleiche Respekt entgegengebracht wird wie Nicht-Weißen sowie religiösen oder sexuellen Minderheiten.

Bei den Spielen der Fußball-Champions- League wendet sich vor dem Anpfiff die Kicker-Prominenz gegen Rassismus und wirbt für Respekt. So oft jedoch in den letzten Tagen nach Trumps unerwartetem Triumph die Talkshow-Mühlen mahlten, dürften eine jede und ein jeder unwidersprochen das Zerrbild vom dumpfen, zurückgebliebenen "Weißen Mann" ohne (ach, du meine Güte) Hochschuldiplom zeichnen. Ob in Amerika oder in Deutschland: Kein redlicher "Weißer Mann" und tüchtiger Arbeiter, der weder eine Universität von innen gesehen noch je die intellektuelle Zentner-Last von acht Semestern Politologie schultern musste, hat es verdient, von exaltierten Hollywood- Leuten oder deutschen Alt-68ern, die nach Schuldigen für Trumps Sieg suchen, an den Pranger gestellt zu werden.

Vor Jahren hat Friedrich Merz einmal einen CDU-Parteitag begeistert, als er zur inzwischen üblichen "Alles-ist-möglich"- Haltung bei Ehe und Familie ausrief: " Ich bin Christdemokrat und seit mehr als zwanzig Jahren mit derselben Frau verheiratet, und ich bin verdammt noch mal nicht gewillt, mich dafür zu entschuldigen." Wunderbar aufrechte Haltung eines selbstbewussten weißen Mannes.

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(mc)
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