Politisch Inkorrekt Die Heuchelei der UN-Moraloberaufseher

Der Missbrauch von Kindern ist ein furchtbares Verbrechen. Meistens geschieht das in der eigenen Familie. Manchmal in Sportvereinen, Internaten oder kirchlichen Einrichtungen, ja sogar in Parteien. Doch seltsamerweise steht fast nur die katholische Kirche am Pranger.

Ein katholischer Ordensmann erzählte mir vor einiger Zeit, wie streng die Regeln für den Umgang mit Kindern und Jugendlichen in seiner Kirche geworden seien, seit die schlimmen Missbrauchsfälle im Jahr 2010 bekannt wurden. Bei kirchlich organisierten Jugendfreizeiten sei es ihnen nicht einmal mehr erlaubt, etwa einem Jungen, der beim Fußballspielen ein Tor schießt, anerkennend auf die Schulter zu klopfen. Keine Berührung erlaubt! Alles sei nun streng reglementiert. Gut so! Die katholische Kirche hat offenbar aus den kriminellen Verfehlungen von Klerikern etwas gelernt. Davon zeugt auch, dass der nun emeritierte Papst Benedikt XVI. nach Bekanntwerden des Missbrauchs Schutzbefohlener in seiner Kirche weltweit rund 400 Geistliche gefeuert hat. In Deutschland wurden Runde Tische eingerichtet, der Papst traf sich mit Opfern, Entschädigungszahlungen flossen. Die Taten wiedergutmachen kann all das nicht. Aber es zeigt, dass die Kirche Konsequenzen gezogen hat und alles unternimmt, um eine Wiederholung zu verhindern.

Und nun kommen die sogenannten Vereinten Nationen. Deren Kinderrechtskomitee UNCRC hatte den Vatikan und die Kirche in dieser Woche mit einem 16-seitigen Bericht hart angegriffen. Sie täten weiterhin zu wenig, um Kinder zu schützen, und sollten außerdem ihre Haltung zu Homosexualität und Abtreibung ändern. Eine Unverschämtheit sondergleichen. Welche Haltung die Kirche zu diesen Themen einnimmt, geht die UN, gelinde gesagt, einen Sch... an. Und was Schutzmaßnahmen für Kinder betrifft, gibt es heute kaum eine große Institution auf der Welt, die dieses Thema so ernst nimmt wie die Kirche. Vor allem nicht die UN, die sich zum Hüter der Weltmoral aufschwingen, denen wir den Gender-Irrsinn verdanken und die Abtreibung zu einem Menschenrecht erklären wollten. Schon vor mehr als zehn Jahren wurden Hunderte Fälle aus dem Kongo bekannt, wo Blauhelmsoldaten Kinder missbraucht und Massenvergewaltigungen veranstaltet hatten. Später passierte es wieder, in Haiti und der Elfenbeinküste: Vergewaltigungen von teilweise erst sechsjährigen Kindern. Und im Hintergrund wehte die hellblaue Flagge der UN. Anstatt sich großkotzig zum Moraloberaufseher der Welt aufzuschwingen, sollte die Staatenorganisation, die von US-Politikern schon mal als Quasselbude bezeichnet wurde, vor der eigenen Tür kehren. Die UN sollen sich um den Frieden in der Welt kümmern, den Hunger bekämpfen. Für politische Volkserziehung brauchen wir sie nicht. Für so was hätten wir hier bei Bedarf ja auch noch die EU.

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(RP)
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