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Politisch Inkorrekt Vom Jammern auf allerhöchstem Niveau

Überall auf der Welt werden wir Deutschen und unser Land geschätzt, bewundert oder wenigstens beneidet. Nur wir selbst plagen uns dauernd mit Selbstzweifeln und Ängsten. Warum können wir nicht einfach mal zufrieden mit uns sein?

Wenn man irgendwo auf Reisen in weniger entwickelten Ländern mit Menschen dort ins Gespräch kommt, dann gibt es für sie in der Regel zwei Staaten, wo sie gern leben würden: die USA und Deutschland. Außerhalb unseres Landes hat man einen anderen Blick auf uns als wir selbst. Ich bin immer erstaunt, wie erpicht wir alle auf miese Laune sind. Da sitzt man entspannt im ICE und braust übers Land, und endlich kommt die Durchsage: Zehn Minuten Verspätung. Ha! Sofort überall triumphierende Blicke, breites Grinsen – wusste ich's doch: typisch Bahn. Viele Mitmenschen warten geradezu darauf, endlich meckern zu können. Der Euro ist unser Untergang, die Reichen hinterziehen doch alle Steuern, die Beamten arbeiten nix, die Lehrer gar nix. Politiker haben keine Ahnung und wollen abkassieren, Ausländer sind Sozialbetrüger und Islamisten, Männer grundsätzlich Sexisten. Der deutsche Fußball ist auch nicht mehr, was er mal war; was die Merkel wieder anhatte – unmöglich. Große Autos schaden der Umwelt, kleine Grills auch. Eltern sind schlecht für die eigenen Kinder, Krippen sind besser. Und die Gesundheit: Zu wenig Bewegung ist schlecht fürs Herz, zu viel Bewegung ist schlecht für die Gelenke. Alkohol ist schädlich, aber Rotwein ist gesund.

Solche Gespräche mit Verwandten, Bekannten und Nachbarn, aber auch in sozialen Netzwerken sind völlig faszinierend, dokumentieren sie doch Tag für Tag, dass wir Deutschen wahrscheinlich das am schlechtesten gelaunte Volk der Welt sind. Verstehen Sie mich nicht falsch: Wir feiern Partys, am Wochenende war in vielen Läden Grillfleisch ausverkauft, und bei der Goldhochzeit von Oma und Opa lassen wir es ordentlich krachen. Aber wirklich zufrieden und locker sind wir – zumindest die meisten – nie.

Natürlich leben wir nicht in einem Paradies, aber in hohem Wohlstand, in Freiheit, abgesichert in Notlagen, durchverwaltet und mit sozialen Auffangnetzen. Trotz Staatsschuldenkrise brummt unsere Wirtschaft, der Außenhandel bleibt auf höchstem Niveau. Die Arbeitslosigkeit ist auf dem niedrigsten Stand seit 20 Jahren, die Löhne steigen. Und Frieden haben wir auch.

Eine Verkäuferin machte mich jüngst auf ein weiteres Indiz aufmerksam: Die Farbe unserer Kleidung. Draußen 22 Grad, Sonnenschein. Wie sind unsere Modefarben? Grau-Oliv, Braun-Orange und – ganz hipp, auch als Nagellack: Schlammfarben. Mein Versuch, ein knallgelbes T-Shirt zu erwerben, vielleicht mit Fred Feuerstein drauf, scheiterte. Bunt, hell, fröhlich – das wollen wir hier nicht haben.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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