Kolumne: Total Digital Alexa weiß, was du willst

Seattle · Jeder, der ein iPhone hat, kennt Siri. Android-Smartphones haben Google-Now-Spracherkennungs-Software auf Smartphones. Die Audio-Assistenten können dann nützlich sein, wenn man gerade nicht die Hände frei hat zum Tippen.

Kolumne: Total Digital: Alexa weiß, was du willst
Foto: Langer

Beim Kochen, beim Radfahren und natürlich beim Autofahren. Außerhalb dieser Szenarien habe ich mich als iPhone-Besitzerin allerdings mit Siri nie so richtig angefreundet. Tippen geht schnell. Und oft habe ich das Gefühl, dass mich Siri nicht wirklich versteht.

Erst seit ich auf mehreren Tech-Konferenzen Alexa ausprobiert habe, den Spracherkennungsdienst von Amazon, ahne ich, welche Möglichkeit darin stecken, wenn Audio-Roboter zumindest teilweise menschliche Konversation ersetzen. In den USA werden Telefondienste mit wenigen vorgestanzten Antworten nach dem Motto "Um Ihren Kontostand zu erfragen, drücken Sie bitte die 1, um eine Überweisung durchzuführen, die 2" schon heute immer mehr durch Software ersetzt, die mit stetigen Rückfragen rudimentär menschliche Sprache versteht.

Doch Alexa geht viel weiter. Der Dienst aus Amazons Online-Handelsimperium kennt die Vorlieben seiner Nutzer. Digitalexperte Robert Scoble, der in seinem Haus in Kalifornien umgeben von neuester Informations-Technologie lebt, nutzt Alexa für immer mehr Einkäufe. "Ich sage, Alexa, kauf Toilettenpapier, und einen Tag später kommen automatisch vier große Pakete der Marke Charmin", erzählt Scoble neulich auf der Bühne einer Tech-Konferenz. Die Bemerkung erntete keineswegs nur Lacher, sondern auch Nachfragen.

Ich glaube jedoch, Amazon plant noch viel mehr, denn Alexa steckt in einem Gehäuse namens Echo. Das ist ein Lautsprecher, der auf Wunsch Musik von Spotify, von Amazon Prime oder anderen Musikabo-Diensten abspielt und besagte Einkäufe erledigt. Doch Alexa hört auch jedes Wort mit, das im Raum gesprochen wird und lernt, die menschliche Sprache besser zu verstehen. Das finden auch Amerikaner etwas unheimlich, weshalb Amazon den Nutzern seines Premium-Lieferdienstes Prime den Echo-Lautsprecher zum Vorzugspreis anbietet. Man kann ihn ausschalten, wenn Alexa nicht mithören soll. Das würde ich sicher oft vergessen. Daher kommt mir Alexa — vorerst — nicht ins Haus. Doch wer weiß, wie lange mein Missbehagen gegenüber der Faszination noch die Oberhand behält.

Ulrike Langer ist Korrespondentin an der US-Westküste und Digital-Expertin. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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