Kolumne: Total Digital Analoges Einkaufen ist nicht uncool

Für viele zählt entweder nur Online-Shopping oder der Gang ins Geschäft. Für die Generation Smartphone zählt aber etwas anderes. Ausgerechnet Aldi und H&M zeigen, wie es geht.

Sprechen wir kurz über einen der größten Mythen rund um modernen Handel: Die digitale Transformation besteht nicht im Eröffnen eines digitalen Kaufhauses. Nicht wenige Händler bieten einen Online-Shop an und denken, sie hätten ihre Hausaufgaben gemacht. Ein Trugschluss. Die Generation Smartphone wird immer mächtiger - im vergangenen US-Weihnachtsgeschäft wurde erstmals mehr per Smartphone als am normalen Computer bestellt -, aber trotzdem geht der Handel immer noch zu wenig auf die Bedürfnisse dieser Zielgruppe ein. Es gibt aber einige Leuchttürme, von denen wir lernen können.

Echtes Einkaufen ist nicht uncool. Nicht umsonst setzen Tesla und Apple auf moderne Geschäfte in besten Lagen. Manche machen sich aber mehr Gedanken: Als ich kürzlich ein paar neue Kopfhörer im Apple-Store kaufen musste, fühlte ich mich wie ein Dieb. Ich griff ins Regal, spielte an meinem Smartphone, packte die kleine Box in meinen Rucksack und verschwand ohne Kontakt zum Personal. Ein komisches Gefühl. Dabei hatte ich bezahlt. Ich nutzte eine App auf meinem Smartphone. Sie erkannte, dass ich mich im Store befand, bot mir Beratung an, ich wählte aber die Bezahloption. Nach einem kurzen Scan des Produkts, wurde direkt meine Kreditkarte belastet. Was sich für mich noch komisch anfühlte, ist für die Apple-Store-Belegschaft längst Alltag. Ideen wie diese sind erst der Anfang. Hybride Shopping-Modelle sind im Kommen.

So wird diese Woche H&M eine neue Ladenkette für die Generation Smartphone auf den Markt bringen. Die Schweden haben sich das Nutzungsverhalten der Generation 30+ angeschaut und ein passendes Konzept entwickelt: Am Freitag eröffnet der erste "Arket"-Laden in London. Weitere Läden werden in Stockholm, Kopenhagen, Brüssel und München folgen. Die Idee: Die Kunden sind im Alltag sehr beschäftigt und konzentrieren sich auf Reisen, einen gesunden Lebensstil und auf Qualität. Qualität bedeutet für sie, Zeit zu haben. Dementsprechend soll es in den "Arket"-Läden statt Warteschlangen Cafés zum Zeitvertreib geben. Auch Aldi will Wartezeiten reduzieren - durch kontaktloses Zahlen per Smartphone oder NFC-fähiger Karte. Diese Beispiele zeigen: Kluge Ideen sind für den modernen Handel gefragt. Und die Smartphone-Möglichkeiten sind längst nicht ausgereizt.

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(RP)
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