Total Digital Wehe, wenn das Wasser kommt

Düsseldorf · Bei ihren Koalitionsverhandlungen haben sich CDU und FDP dafür entschieden, beim Breitband-Ausbau nicht mehr allein auf Glasfaser zu setzen. Unseren Autor erinnert das an einen Urlaub in Norwegen - bei dem es ein großes Problem gab.

Breitbandausbau - Wehe, wenn das Wasser kommt
Foto: dpa, kjh soe jai

Vor einigen Jahren habe ich mit Freunden einen Roadtrip durch Norwegen gemacht. Ursprünglich wollten wir zelten. Leider regnete es extrem stark. Wir hatten unser Premium-Zelt dabei, ein befreundetes Pärchen hatte sich jedoch für die günstigste Variante vom Discounter entschieden. Bereits am ersten Abend tropfte es durch das Dach, nach wenigen Stunden war der Boden durchnässt. Wir spannten Planen auf, aber es war klar: Die Nachrüstungen reichen für eine Nacht, aber nicht für den dreiwöchigen Urlaub.

Vielleicht fragen Sie sich nun: Warum erzählt der uns hier seine Urlaubsgeschichten? Das kann ich Ihnen sagen. Der Norwegen-Urlaub hat mir gezeigt, dass es zwar gute Gründe dafür geben kann, auf kostengünstige Lösungen zu setzen. Für einen Gelegenheitscamper, der möglicherweise nie die volle Leistungsfähigkeit des Hightech-Zeltes ausnutzen würde, mag es logisch erscheinen, die günstige Variante zu wählen. Wenn man dann erkennt, dass man künftig nur noch zelten will, kann man ja immer noch in das teure Modell investieren.

Ich erinnerte mich an diesen Urlaub, als ich von den Plänen der (wahrscheinlich) künftigen Landesregierung hörte: Während die aktuelle rot-grüne Koalition sich beim Breitband-Ausbau für Glasfaser ausgesprochen hat, will Schwarz-Gelb den Ausbau technologieoffen gestalten. Wer auf Glasfaser setzt, setzt auf die Premiumtechnologie - der denkt weit über die kurzfristigen Notwendigkeiten hinaus. Der Ausbau würde Milliarden kosten. Schwarz-Gelb hingegen will auch weiterhin Kupferkabel aufrüsten lassen. Das ist günstiger und mag auch für einige Zeit reichen. Eine dauerhafte Lösung ist es nicht.

Vor der Wahl hat das noch ganz anders geklungen. Im Januar sagte FDP-Chef Christian Lindner, dass er für einen "Masterplan Glasfaser" sei, mit dem man bis zum Ende des Jahrzehnts flächendeckend mitspiele. Nun sprechen CDU und FDP plötzlich nur noch von der Gigabit-Gesellschaft - wie die schnellen Übertragungsgeschwindigkeiten erreicht werden, soll nun egal sein.

Als der Regen im Norwegen-Urlaub die Zeltwände durchdrang, nahmen unsere Freunde ihre Isomatten und Schlafsäcke und teilten sich auf die restlichen, besseren, Zelte auf. Den Rest des Urlaubs mieteten wir dann Hütten. Für uns war das selbstverständlich, wir würden es jederzeit wieder tun - aber mit ein bisschen mehr Weitsicht hätte man die Situation verhindern können.

Ihre Meinung? Schreiben Sie dem Autor unter kolumne@rheinische-post.de

(frin)
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