Kolumne: Total Digital Die Roboter sind längst unter uns

Meinung · Auf dem weltgrößten Digitalfestival "South by Southwest" in Texas war das Thema künstliche Intelligenz in diesem Jahr schon allgegenwärtig. Doch die meisten real existierenden Roboter sind sehr unscheinbar.

 Der Roboter "Pepper" der japanischen Firma Softbank unterhält sich mit Besuchern beim Mobile World Congress in Barcelona. (Archiv)

Der Roboter "Pepper" der japanischen Firma Softbank unterhält sich mit Besuchern beim Mobile World Congress in Barcelona. (Archiv)

Foto: dpa, sok;tmk lof

In welch sagenhafter Geschwindigkeit sich die digitale Welt weiterdreht, merke ich zu keiner Zeit und nirgendwo so deutlich wie auf dem Digitalfestival "South by Southwest" (SXSW) im texanischen Austin. "Die Roboter kommen", lautete schon vor einem Jahr das Motto auf vielen Podiumsdebatten. Ich glaube nicht, dass Roboter irgendwann die Macht übernehmen und die Menschheit unterjochen werden. Roboter sind schon mitten unter uns. Und sie übernehmen vor allem ganz banale Aufgaben.

Künstliche Intelligenz, das sind nicht nur die spektakulär menschlich wirkenden Androiden, mit denen man sich (fast) richtig unterhalten kann. Solche Roboter, die aussehen wie lebendige Puppen aus Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett, hatten japanische Wissenschaftler in diesem Jahr zum zweiten Mal zur SXSW mitgebracht. Roboter sind auch nicht nur lernfähige Maschinen, die selbstständig staubsaugen, Lagerregale ein- und ausräumen oder Pakete ausliefern. Es sind auch die Software-basierten Sprachassistenten wie Alexa von Amazon oder Siri von Apple, die mit jeder Unterhaltung, die sie führen, Wortschatz, Grammatik und logische Verknüpfungen verbessern.

Doch die meisten real existierenden Roboter sind noch viel unscheinbarer. Ebenso wie auf jedes höher entwickelte Lebewesen auf der Erde Millionen von Bakterien kommen, sind wir, je nachdem wie viel Zeit wir auf digitalen Plattformen verbringen, von künstlichen Kleinstorganismen in Form von Chatprogrammen heute schon umzingelt. Wenn ich per Facebook-Messenger den Kundendienst eines Unternehmens kontaktiere, ist mir inzwischen nicht immer klar, ob ich gerade mit einem Menschen oder einem Roboter chatte.

Aber eigentlich ist es mir egal. Hauptsache, ich bekomme schnell und zuverlässig Auskunft. Auf der SXSW war Kollege Roboter schon ebenso banal wie allgegenwärtig: Bots machen automatisch Kostenvoranschläge in Chats. Roboter streuen Smileys und andere Wohlfühl-Emojis in Chat-Konversationen, um die Stimmung zu heben. Die Hilfsprogramme vermitteln sogar Kantinenkumpel, damit niemand alleine mittagessen muss.

 Ulrike Langer ist freie Korrespondentin an der US-Westküste und Digital-Expertin.

Ulrike Langer ist freie Korrespondentin an der US-Westküste und Digital-Expertin.

Foto: Langer

Natürlich wurde beim weltgrößten Digitalkongress auch in diesem Jahr auf der Meta-Ebene diskutiert, wie künstliche Intelligenz Politik, Wissenschaft, Bildung und überhaupt die Gesellschaft verändern wird. Doch nichts zeigte deutlicher als der Smiley-Bot: Roboter sind nicht die Eroberer, sondern die Assistenten der Menschheit.

Ulrike Langer ist freie Korrespondentin an der US-Westküste und Digital-Expertin. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de.

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