Kolumne: Total Digital Las Vegas im Wandel

Gourmet-Restaurants und mehr als 50 Tech-Unternehmen sollen vor allem die Innenstadt der Wüstenmetropole wiederbeleben.

Kolumne Total Digital: Las Vegas im Wandel
Foto: Langer

Wer Las Vegas hört, denkt wohl zuerst an Roulette-Tische und einarmige Banditen. Doch die Wüstenmetropole im Westen der USA bemüht sich schon seit Langem darum, ihre Abhängigkeit von der Glücksspiel-Industrie zu verringern. Gigantische Hotel- und Kasino-Komplexe und familienfreundliche Attraktionen mit Disneypark-Atmosphäre sorgten allerdings bis vor Kurzem vor allem dafür, dass sich der Tourismus noch stärker auf den "Strip" konzentrierte — die berühmte Kasinomeile außerhalb von Las Vegas. Die Folge: Der mehr als zehn Kilometer entfernte Stadtkern verödete zuletzt.

Auch von der Consumer Electronics Show — dem amerikanischen Pendant zur Cebit in Hannover — konnte das Stadtzentrum nur wenig profitieren. Die Großveranstaltungen finden in der Regel in den Megahotels am "Strip" statt, die mit Kasinos, Schwimmbädern, Restaurants und Shopping-Läden so viel bieten, dass man die Gebäude kaum verlassen muss. Davon konnte ich mich vor Kurzem bei einer Marketingkonferenz im MGM Grand Hotel überzeugen. Ich habe einen ganzen Tag gebraucht, bis ich mich in dem Komplex nicht mehr verlaufen habe.

Vor 28 Jahren habe ich als Rucksack-Touristin mit Freunden in einem kleinen Motel am Stadtrand gewohnt. Mittlerweile hat sich die Stadt verändert. Vor allem das Zentrum ist kaum noch wiederzuerkennen. Las Vegas gehört wie auch Seattle, Portland oder Pittsburgh zu den US-Großstädten, die sich darum bemühen, ihre Innenstädte wiederzubeleben — mit einer Kombination von steigenden Energiepreisen, stadtplanerischem Umdenken und der Ansiedlung von Tech-Unternehmen. Vor allem aber ist der Wandel auch den Visionen von finanzkräftigen Investoren vor Ort zu verdanken.

In Las Vegas ist der Risikokapitalunternehmer Tony Hsieh die treibende Kraft hinter dem Downtown-Boom. Der Milliardär ist der Chef des Online-Schuh-Imperiums Zappos, dem Vorbild des deutschen Pendants Zalando. Hsieh hat seit 2012 rund 350 Millionen Dollar in das sogenannte Downtown Project investiert. Auf dem über 240.000 Quadratmeter großen Gelände im Zentrum der Stadt sind jede Menge neue Läden und Gourmetrestaurants entstanden. Das Herzstück des Projekts ist eine originelle Ministadt aus Wellblechcontainern. Mehr als 50 Tech-Start-ups haben sich in der Stadt angesiedelt. Ich bin gespannt, wie es mit Las Vegas künftig weitergeht und möchte die Metropole im Wandel gerne wieder besuchen. Bestimmt nicht erst in 28 Jahren.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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