Total Digital New York in der Hosentasche

Diese Kolumne schreibe ich aus New York, wo ich gerade einige Tage "Spring Break" oder Frühjahrsferien mit meinen beiden Kindern verbringe. Viel Zeit für die Reiseplanung hatte ich nicht. Doch zum Glück sind meine Kinder mit fast 16 und fast 13 Jahren schon alt genug, um auch mal selbst zu googeln, ob sie zum Beispiel bei strahlendem Sonnenschein und 25 Grad lieber mit der Fähre nach Staten Island übersetzen oder eine Radtour entlang des Hudson River machen wollen (es ist dann die Radtour geworden). Und weil wir auch die Frage nach dem besten Fahrradverleih nicht dem Zufall oder irgendeinem veralteten Reiseführer überlassen wollten, sind wir beim googeln auf ein Groupon-Angebot gestoßen. Mit dem digitalen Coupon konnten wir vier Stunden lang zum Preis von zwei Stunden radeln und obendrein noch im Preis inbegriffen das stadtgeschichtliche Museum of the City of New York in East Harlem besuchen.

Während ich auf meinem Smart-phone nach den Öffnungszeiten eines Museums schaute oder nach einer Pizzeria mit mindestens vier Sternen beim Bewertungsdienst Yelp sowie einer guten Rezension der "New York Times", haben mein Sohn und meine Tochter meistens schon parallel dazu mit ihren Smartphones und einer der zahlreichen U-Bahn-Apps die aktuell günstigste Verbindung herausgesucht. Das ist mitunter schwieriger, als Sie vielleicht denken mögen. Denn das weit verzweigte und nicht gerade intuitiv verständliche New Yorker U-Bahnsystem wird abends und an den Wochenenden durch zahlreiche Streckenstilllegungen wegen Baustellen vollends vertrackt.

Doch auch das ist typisch New York (und typisch Amerika): Kaum gibt es einen Mangelzustand, wittert und nutzt jemand eine Marktchance. Der in Deutschland so umstrittene Mitfahrdienst Uber bot entlang einer der gesperrten U-Bahn-Strecken Sammeltaxis zum Pauschalpreis von nur fünf Dollar pro Fahrt an. Wenn die U-Bahn nicht fuhr, habe ich mit der App von Uber schnell die Alternative herbeigetippt. An zwei Abenden kamen wir auf diese Weise zu vernünftigen Zeiten zurück in unser kleines Apartment im hippen Stadtteil Williamsburg, wo ich uns über die Mitwohnplattform AirBnB eingemietet hatte.

Ich bin mir nicht sicher, ob es mir in analogen Zeiten ohne Google, Yelp, Uber, AirBnB und Uber auch so leicht gefallen wäre, eine ziemlich spontane Städtereise mit meinen Teenagern anzutreten. Was ich aber ganz sicher weiß: Unsere digitalen Helfer in der Hosentasche haben uns ganz wesentlich dabei geholfen, trotz unzureichender Vorbereitung das Beste aus vier gemeinsamen Tagen in der Acht-Millionen-Metropole herauszuholen.

Ulrike Langer ist freie Korrespondentin an der US-Westküste und Digital-Expertin. Ihre Meinung? Schreiben Sie der Autorin: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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