Total Digital Wie Facebook die Konkurrenten klein macht

Soziale Netzwerke wie Snapchat oder Instagram buhlen um junge Nutzer. Dabei schreckt Platzhirsch Facebook auch nicht davor zurück, Funktionen einfach zu kopieren.

Total Digital: Wie Facebook die Konkurrenten klein macht
Foto: Langer

Vor drei Jahren bot Facebook sagenhafte drei Milliarden Dollar für Snapchat. Dabei konnte man damals bei dem Dienst nur Mitteilungen an seine Freunde versenden, die sich nach wenigen Sekunden von selbst auflösten. Mehr nicht. Doch die Snapchat-Gründer Bobby Murphy und Evan Spiegel schlugen das Angebot aus. Ob das klug war, entscheidet sich derzeit. Denn Facebook baut seine Foto- und Videoplattform Instagram immer stärker zu einem Snapchat-Klon um. Ende Juli führte Instagram wie bei Snapchat Videokanäle zu Veranstaltungen ein, von denen Nutzer live ins Netz übertragen. Wenige Tage später gab es die ersten "Stories" - eine Funktion, die Nutzer Fotos und Videos zu visuellen Tagebüchern bündeln lässt. Bei Instagram machte man sich nicht einmal die Mühe, die Funktion anders zu benennen als bei Snapchat.

Facebook lässt Konkurrenten seine Marktmacht spüren

Wenn die kurze Geschichte der sozialen Netzwerke eines zeigt, dann dies: Immer wenn eine neue Plattform startet, die bei Nutzern schnell beliebt wird, dann kommt Facebook und lässt Konkurrenten seine Marktmacht spüren. Entweder durch eine Übernahme oder durch schamloses Kopieren.

Twitter mit seinen 140 Millionen täglichen Nutzern hat es in den zehn Jahren seines Bestehens nicht geschafft, zu Facebook mit über einer Milliarde täglichen Nutzern auch nur annähernd aufzuschließen. Facebook kann mittlerweile fast alles besser, was Twitter einst besonders machte. Warum also noch twittern, fragen sich immer mehr langjährige Nutzer.

Selbst Snapchat hat mit 150 Millionen vorwiegend unter 30-jährigen Nutzern Twitter überholt. Und das, obwohl auch Twitter immer wieder Wettbewerber wegbeißt, die zu mächtig werden. Erinnert sich jemand an Meerkat? Das war vor anderthalb Jahren der Shooting Star des Live-Streamings, bevor Twitter seinen eigenen Dienst Periscope dagegensetzte. Obwohl, was ist eigentlich mit Periscope? Fast verschwunden, seit man bei Facebook Livevideos streamen kann.

Auch Snapchat droht dieses Schicksal, trotz neuer Finanzspritze von fast zwei Milliarden Dollar. Noch gelingt es dem Start-up immer wieder, mit Ideen wie Stories, Geofiltern oder Fingermalerei Facebook voraus zu sein. Die neueste Idee: Bei Snapchat können Teenager jetzt Football-Spiele mit Echtzeit-Statistiken anreichern. Wetten, dass Facebook seinen Kunden bald eine sehr ähnliche Idee vorschlagen wird?

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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