110 im Netz Kripo-Beamte fordern Notruf für das Internet

Berlin (RP). Vor dem Hintergrund der rasant wachsenden Internetnutzung und des damit einhergehenden Anstiegs der Online-Kriminalität fordern Deutschlands Kriminalbeamte ein Notrufsystem für das Internet.

 Geht es nach den Forderungen der Kriminal-Beamten wird auch das Internet ein Notruf-System bekommen.

Geht es nach den Forderungen der Kriminal-Beamten wird auch das Internet ein Notruf-System bekommen.

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"Um die Internet-Kriminalität in den Griff zu bekommen und die Sicherheit für die Nutzer zu erhöhen schlagen wir ein Notrufsystem im Internet, eine 110 im Netz, vor”, sagte Klaus Jansen, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Kriminalbeamter unserer Redaktion.

110 im Netz: Kripo-Beamte fordern Notruf für das Internet
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Jansen verweist auf das gemeinsam mit dem Deutschen Forum für Kriminalprävention entwickelte Projekt "webpatrol”. Dabei haben Techniker einen elektronischen Notrufknopf entwickelt, der Internet-Nutzer auf Wunsch beim Surfen duch das Netz begleitet. Klickt der Nutzer auf den kleinen Button, erstellt eine Software einen Screenshot der gerade besuchten Internetseite und schickt die Daten automatisch an eine Clearing-Stelle, in der Fachleute aus Politik, Technik, Polizei und Gesellschaft arbeiten und die Sicherheit der Internetseite bewerten. "So könnten beispielsweise Amokaufrufe oder kinderpornographische Inhalte frühzeitig gemeldet werden", hofft Jansen.

Außerdem müssten die Polizeidienststellen mit entsprechend ausgebildeten Internet-Polizisten ausgestattet werden. "Notwendig sind künftig speziell ausgebildete ,Cyber-Cops‘ in jeder kriminalpolizeilichen Ermittlungsdienststelle. Die technischen Voraussetzungen dafür und die Qualifizierung des zusätzlichen Personals sollte in den kommenden Jahren Priorität für die Politik haben”, sagt der oberste Vertreter der Kripo-Beamten in Deutschland.

Die Zahl der Straftaten, die direkt oder indirekt mit dem Internet oder durch andere elektronische Telekommunikation wie Laptop oder Handy ausgeübt werden, sei in den vergangenen Jahren rasant gestiegen. Ob in der zentral verwalteten Clearing-Stelle dann auch die Herkunftsadresse und Daten des Internet-Nutzers gespeichert werden, ist ungeklärt. "Zu der Frage, ob die Versendung anonym stattfindet, über die IP-Adresse oder über freiwillige Angaben des Nutzers recherchierbar sein wird, sind die Überlegungen noch nicht abgeschlossen.”

"Idee sollte geprüft werden"

Im Bundesinnenministerium sind die Vorschläge der Ermittler bekannt und werden diskutiert. Eine abschließende Bewertung gibt es aber noch nicht, heißt es im Ministerium von Thomas de Maiziere (CDU). Die CDU begrüßte den Vorschlag. "Das ist eine Idee, die wir gründlich prüfen sollten", sagte der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, Wolfgang Bosbach (CDU). "Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Was offline verboten ist, ist auch online verboten."

Schon heute mache die Polizei Internet-Patrouillen, betonte der CDU-Innenexperte. "Wenn man dabei die Hilfe von aufmerksamen Nutzern bekommt, kann das nur gut sein." Allerdings müssten eine Reihe von Praxisfragen geprüft werden, etwa wo der "Notruf" konkret anlaufen soll und wer die Seiten überprüft. Eine bessere Ausstaattung der Ermittlungsbehörden hält Bosbach für sinnvoll. "Wir müssen die Polizei technisch und personell so ausstatten, dass sie ihrem Ermittlungsauftrag auch im Netz nachkommen kann.”

(RP)
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