Irak Krisenstab richtet Appell an Osthoff-Entführer

Berlin (rpo). Von der entführten deutschen Archäologin Susanne Osthoff gibt es immer noch kein Lebenszeichen. Der Krisenstab hat einen erneuten Appell an die Entführer gerichtet, die deutsche Geisel sofort frei zu geben. Die Bundesregierung versicherte, dass sie sich weiter intensiv um die Freilassung der 43-Jährigen bemühe. Auch aus der arabischen Welt wurden verstärkt Forderungen nach Freilassung der vor rund zwei Wochen verschleppten Deutschen laut.

So verurteilten die arabischen Botschafter in Berlin "aufs Schärfste" die Entführung von Osthoff sowie ihres Fahrers und forderten, beide sofort freizulassen. In einer vom Zentralrat der Muslime verbreiteten Erklärung heißt es: "Die Botschafter der arabischen Länder in Deutschland nehmen ausdrücklich Abstand von derartigen Menschen entwürdigenden Handlungen."

Mit ihrer Arbeit habe Osthoff den Menschen im Irak gedient. "Sie war in keinster Weise politisch geprägt", heißt es in der Erklärung. Bereits 1991 habe Osthoff während des Golfkrieges den Menschen im Irak geholfen, indem sie medizinische Einrichtungen mit Medikamenten versorgt und unermüdlich in Krankenhäusern vor Ort gearbeitet habe. "Nur Aktionen wie die von Frau Osthoff durchgeführten ermöglichen es dem irakischen Volk, einen weniger leidvollen Alltag zu erleben", erklären die Botschafter.

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble würdigte das Angebot des Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime, Nadeem Elias, sich im Austausch für Osthoff in die Hand ihrer irakischen Entführer zu begeben. Er finde diesen spektakulären Schritt "hoch anerkennenswert", sagte Schäuble dem Berliner "Tagesspiegel am Sonntag". Dadurch hätten viele Deutsche möglicherweise zum ersten Mal gemerkt, "dass die islamischen Mitbürger vielleicht noch mehr unter dieser Entführung leiden als sie selbst", sagte der CDU-Politiker. Schäuble appellierte zugleich an alle muslimischen Mitbürger, noch stärker als bisher die Sicherheitsbehörden mit Hinweisen dabei zu unterstützen, Anschläge zu verhindern.

Heimatgemeinde setzt Zeichen der Solidarität

Als Zeichen der Solidarität mit der verschleppten Helferin wollten am Sonntagabend die Menschen ihrer Heimatgemeinde Ebersberg zu einer Lichterkette zusammenkommen. Neben dem katholischen und dem evangelischen Ebersberger Stadtpfarrer hat auch ein Imam die Menschen zu Gebeten für die Entführte aufgerufen.

Die Linkspartei verlangte auf ihrem Dresdner Parteitag die Freilassung aller Geiseln im Irak. An die Bundesregierung richteten die Delegierten die Forderung, sich insbesondere für die Freilassung von Osthoff und ihres Fahrers einzusetzen.

Die aus Bayern stammende Archäologin war am 25. November im Nordirak verschleppt worden. Von ihr fehlt seitdem jede Spur. In eindringlichen Fernsehappellen hatten Mutter und Schwester von Susanne Osthoff und auch Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder die Entführer um die Freilassung der Geisel gebeten.

(afp)
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