Wirbel um Kreditaffäre des Bundespräsidenten Lammert nimmt Wulff in Schutz

Osnabrück · Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat den Umgang der Medien mit der Kreditaffäre um Bundespräsident Christian Wulff kritisiert. Nicht nur Wulff selbst müsse sich fragen, ob er mit den Vorwürfen gegen ihn angemessen umgegangen sei, sagte Lammert in einem Interview.

Chronologie: Die Affäre Wulff
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Foto: dapd, Michael Sohn

"Auch die Medien haben Anlass zu selbstkritischer Betrachtung ihrer offensichtlich nicht nur an Aufklärung interessierten Berichterstattung." Die Art und die Dauer der Auseinandersetzung hätten nicht nur Wulff strapaziert sondern auch das Amt und seine Autorität berührt, sagte Lammert der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Wulff steht wegen eines Privatkredits im Umfang von einer halben Million Euro in der Kritik. Während seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident hatte Wulff zur Ablösung des umstrittenen Kredits für sein Wohnhaus, den ihm die Unternehmergattin Edith Geerkens gewährt hatte, von der BW-Bank zunächst ein besonders zinsgünstiges, kurzfristiges Darlehen erhalten.

Wulff hat den jüngsten Darlehensvertrag mit der BW-Bank zur Finanzierung seines Privathauses offenbar erst unterschrieben, als der umstrittene Privatkredit mit der Unternehmergattin Edith Geerkens öffentlich bekannt war. Das berichtet die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung". Wulffs Anwalt Gernot Lehr sagte dem Blatt, der Zinssatz für das jüngste Darlehen sei am 25. November 2011 zwischen Wulff und der BW-Bank fixiert worden.

Unklarheit über die Termine der Untschriften

Zuvor hatte die BW-Bank selbst sich erstmals zu Details der Kreditvergabe geäußert. Der Darlehensvertrag sei am 12. Dezember unterschrieben und Wulff zugeschickt worden, erklärte das Kreditinstitut. Zu diesem Zeitpunkt befand Wulff sich auf einer Reise am Persischen Golf. Er kehrte erst am Abend des 13. Dezember zurück. An jenem Tag war öffentlich bekannt geworden, dass Wulff sein Haus mit Hilfe eines Privatkredits finanziert hatte. Nach Angaben der Bank hat Wulff den Vertrag am 21. Dezember unterschrieben zurückgeschickt.

Wulff hatte nach Berichten über die Finanzierung seines Hauses am 15. Dezember erklärt, er habe den Privatkredit im März 2010 bei der BW-Bank durch ein "kurzfristiges und rollierendes Geldmarktdarlehen" abgelöst, und hinzugefügt: "Inzwischen habe ich das Geldmarktdarlehen in ein langfristiges Bankdarlehen festgeschrieben."

Aus der Stellungnahme der BW-Bank geht auch hervor, dass der Unternehmer Egon Geerkens Wulff das umstrittene Darlehen empfohlen hat. Wulff hatte sich demnach im Herbst 2009 telefonisch bei der BW-Bank gemeldet. Dem sei ein Gespräch von Geerkens mit einem Kundenberater vorausgegangen. Nach Angaben der Bank wurde der erste Darlehensvertrag mit Wulff am 21. März 2010 abgeschlossen. Es bestehe ein üblicher Tilgungsplan. Die Darlehensgewährung sei voll besichert. Die Ausreichung erfolge am 16. Januar 2012, teilte die Bank weiter mit. Bei der Vergabe der Darlehen seien Aufsichtsrat und Vorstand nicht eingebunden gewesen.

Die Zinsen für den Kredit sollen 0,9 bis 2,1 Prozent betragen haben — das wäre etwa die Hälfte weniger als bei der Immobilienfinanzierung normaler Kunden.

(AFP)
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