Liberale feiern Lencke Steiner in Bremen Warum die FDP-Spitzenkandidatin kein Parteibuch wollte

Bremen · Die FDP jubelt. In Bremen hat sie wie zuvor schon in Hamburg den Sprung über die fünf Prozent geschafft. Gesicht des Erfolgs ist zweifellos die junge Unternehmerin Lencke Steiner. Einziger Makel aus Sicht der Liberalen: Sie trat nicht als FDP-Mitglied an.

Lencke Steiner feiert mit der FDP in Bremen
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Schon vor ihrem Wahlerfolg am Sonntag war FDP-Spitzenkandidatin Lencke Steiner weit über Bremen hinaus bekannt. Die 29-Jährige kann gut mit Medien. Das zeigte sich im frech-forschen Umgang mit Journalisten, sozialen Netzwerken und ihren sehenswerten Auftritten im Fernsehen.

Zum Beispiel in der TV-Show "Die Höhle des Löwen" auf Vox. Dort inszenierte sie sich als knallharte Unternehmerin. Für ein Foto-Shooting der "Gala" posierte sie mit Parteikolleginnen als sexy Action-Frau - in Anlehnung an die Hollywood-Heldinnen "Drei Engel für Charlie". Über Twitter und Facebook etablierte sie im Zusammenhang mit ihrer Kandidatur das Hashtag #dasdingrocken.

Die FDP feierte den Erfolg frenetisch. Für die Liberalen ist es nach dem Einzug in die Hamburger Bürgerschaft eine weitere Etappe im Projekt Wiedergeburt. Inzwischen sind die Erben Westerwelles wieder ein Faktor für Berliner Koalitions-Szenarien.

"Das ist nicht die Bestätigung, dass die FDP ihr Comeback schon abgeschlossen hätte. Aber es ist eine Ermutigung, diesen Weg mit großer Entschlossenheit und Kraft weiter zu gehen", gab Parteichef Christian Lindner seinen Mitstreitern in der Berliner Parteizentrale mit.

"Signal an das Kanzleramt"

Vermutlich ist der Erfolg auch eine Ermutigung, mit jungen Frauen in den Wahlkampf zu ziehen, die eine ähnlich unverkrampfte Art an den Tag legen wie Steiner. Sie führte die Liberalen mit 6,5 Prozent zurück in die Bürgerschaft. Steiner weiß, dass das der FDP bundesweit gut tut. Am Wahlabend sprach sie frech von einem "Signal an das Kanzleramt".

Gleichzeitig aber gibt Steiners Erfolg der FDP Anlass zum Nachdenken. Den Wahlkampf führte sie ohne Parteibuch. Und das mit voller Absicht. Ihre Gründe: strategisch. "Ich hatte gehofft, dass man mehr Menschen abholen kann, wenn man für Inhalte steht und nicht für Parteien", erklärte sie sich am Sonntag im Gespräch mit Radio Bremen.

Parteizugehörigkeit als Makel

Ganz ähnlich erklärte sie kurz vor der Wahl gegenüber Focus-Online, warum sie bisher den Beitritt zu den Liberalen scheute: "Ich wollte bewusst als Parteilose antreten, weil es viele Menschen gibt, die nicht per se der einen oder anderen Partei zugewandt sind. Diese Leute möchte ich mit Themen erreichen."

Im Umkehrschluss bedeutet das nichts Gutes für die Parteien beziehungsweise deren Mitglieder. Offenbar traut Steiner es Kandidaten mit Parteibuch nicht zu, unentschlossene oder gar politikentfremdete Wähler zu erreichen. Sie wolle zeigen, dass sie nicht von der Politik abhängig sei", sagte sie im Interview. Bei ihre gehe es nicht um Ämterjagd, sondern darum, wirklich etwas zu bewegen. Das bedeutet unter dem Strich: Eine FDP-Mitgliedschaft ist für Wahlkämpfer ein Makel.

Mit Verpackungen kennt sie sich aus

Steiners demonstrativ zur Schau gestellter Hintergrund als Nicht-Politikerin hat offensichtlich dazu beigetragen, Vertrauen bei den Bremern zu gewinnen. Die Unternehmerin weiß schon rein beruflich, dass es beim Verkaufen von Inhalten auch auf äußere Merkmale ankommt. Damit nämlich verdient sie ihr Geld: Sie ist Geschäftsführerin eines Unternehmens aus der Verpackungsindustrie.

Nach dem Wahlerfolg will sie nun aber doch eine Mitgliedschaft bei der FDP beantragen. Vor laufenden Kameras kündigte sie am Sonntag ihren Beitritt zu den Liberalen an. "Ich will zu Euch dazu gehören", rief sie ihren Anhängern auf der Wahlparty zu. Nun soll die Seiteneinsteigerin die FDP als Fraktionsvorsitzende in der Bremer Bürgerschaft führen. Man darf gespannt sein, inwieweit eine Fachfrau für Verpackungen Inhalte organisiert.

Zunächst aber feiert die FDP seit Sonntagabend einen prominenten Neuzugang.

Mit Material von dpa

(pst)
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