Eifeldorf Büchel Die letzten Atombomben auf deutschem Boden

Düsseldorf · SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz will sich für den Abzug der US-Atombomben aus Deutschland einsetzen. Gelagert werden die Waffen bisher wohl in der Eifel – keine 120 Kilometer von Köln.

 Der Fliegerhorst Büchel — hier sollen die letzten Atombomben auf deutschem Boden lagern.

Der Fliegerhorst Büchel — hier sollen die letzten Atombomben auf deutschem Boden lagern.

Foto: dpa

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz will sich für den Abzug der US-Atombomben aus Deutschland einsetzen. Gelagert werden die Waffen bisher wohl in der Eifel — keine 120 Kilometer von Köln.

Die Wahlkampfrede von SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz am Dienstag in Trier werden die Bewohner des Eifeldorfes Büchel vermutlich mit besonderem Interesse vernommen haben. "Ich werde mich als Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland dafür einsetzen, dass in Deutschland gelagerte Atomwaffen abgezogen werden", hatte dieser gesagt. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die letzten Atombomben auf deutschem Boden eben genau dort lagern — in Büchel. Genauer: in Bunkern auf dem Gelände eines Fliegerhorstes, den die Bundeswehr betreibt. Bestätigt haben das aber weder die amerikanische noch die deutsche Regierung.

Einst lagerten auf deutschem Gebiet tausende von Atombomben. Zwar hat Deutschland selbst nie eine Nuklearwaffe besessen, doch machte es die Strategie der atomaren Abschreckung nötig, dass nach dem Zweiten Weltkrieg sowohl die westlichen Alliierten als auch die Sowjetunion Atombomben in Deutschland stationierten. Allein 5000 US-Atomwaffen sollen es nach Schätzungen gewesen sein.

Was hat Trump mit den Atomwaffen vor?

Die Zahlen sind nicht erst seit dem Ende des Kalten Krieges stark zurückgegangen. Seit 2004 sollen es nur noch jene knapp 20 im rheinland-pfälzischen Büchel sein, nachdem die Atomwaffen vom US-Stützpunkt Ramstein nach einem Umbau nicht mehr zurück nach Deutschland verlegt worden waren. Mit den Bomben des Typs B61, die eine mehr als zehnmal so starke Sprengkraft haben wie die Hiroshima-Bombe, werden im Ernstfall Jagdflieger bestückt. Im Rahmen der nuklearen Teilhabe der Nato dürfen auch deutsche Piloten diese Flugzeuge fliegen. Die deutsche Luftwaffe bildet in Büchel ihre Jagdbomberpiloten genau dafür aus. Doch für einen Einsatz muss der US-Präsident die Bomben erst einmal freigeben.

Auch wenn CDU- und FDP-Politiker die Äußerungen von Schulz als Wahlkampfgetöse kritisieren — er ist längst nicht der erste Politiker, der sich für einen Abzug der Atombomben eingesetzt hat. Im Koalitionsvertrag von 2009 legten sich Union und FDP auf den Abzug der Atombomben fest. Im März 2010 beschloss der Bundestag mit großer Mehrheit, die Bundesregierung solle sich bei den USA dafür einsetzen, die Atombomben abzuziehen. Danach geriet das Thema wieder in Vergessenheit.

Momentan deutet wenig auf einen Abzug hin. Wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" im vergangenen Jahr berichtete, sollen die atomaren Sprengköpfe modernisiert werden. Die Bombe vom Typ B61-12 soll ab 2020 in Serienfertigung gehen und auch in Büchel gelagert werden. Noch ist unklar, was der neue US-Präsident Donald Trump mit den in Europa gelagerten Atomwaffen vorhat.

(seda)
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