Rot-Rot-Grün in Thüringen Linken-Kritik: Wolf Biermann legt nach

Berlin · Mit seinem Auftritt vor dem Bundestag und dem Frontalangriff in Richtung Linke hat Wolf Biermann Anfang November für reichlich Diskussionsstoff gesorgt. Nun legt er nach – und zwar in Richtung Thüringen, wo zum ersten Mal ein linker Politiker Ministerpräsident werden dürfte.

Wolf Biermann singt vor dem Bundestag
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Mit seinem Auftritt vor dem Bundestag und dem Frontalangriff in Richtung Linke hat Wolf Biermann Anfang November für reichlich Diskussionsstoff gesorgt. Nun legt er nach — und zwar in Richtung Thüringen, wo zum ersten Mal ein linker Politiker Ministerpräsident werden dürfte.

Es ist ein Brief, den Biermann an Matthias Büchner, Mitglied des neuen Forums, schreibt und den "Die Welt" auf ihrer Webseite veröffentlicht hat. Darin schreibt er, dass er nicht nach Thüringen kommen wolle, um gegen "diese rot-rot-grüne Gespensterhochzeit" anzusingen. Gemeint ist ein geplanter Protest gegen die rot-rot-grüne Regierung, die in Thüringen bald regieren dürfte. Am Freitag soll mit Bodo Ramelow das erste Mal ein linker Politiker zum Ministerpräsidenten gekürt werden.

Dass Biermann alles andere als ein Freund der Linken ist, hat er schon Anfang November bei seinem Auftritt vor dem Bundestag deutlich gemacht. Entsprechend wenig hält er auch von dem künftigen Regierungsbündnis in Thüringen und zeigt das in selbigem Brief. "Das falsche Ding ist da gelaufen. Sollen doch die linksalternativen Thüringer Würstchen sich von Gysi & Co in die Pfanne hauen lassen!", schreibt der Liedermacher.

"Wirklich leid und weh", so schreibt er weiter, tue ihm die Rolle der SPD "in dieser Provinzposse", denn die Sozialdemokraten seien "fast immer die zuverlässigen Kärner des Fortschritts" gewesen. Dass nun 90 Prozent der SPD-Mitglieder der Koalition zugestimmt hätten, bezeichnet er denn auch als "Schreckensnachricht". "Es ist keine Katastrophe, aber doch ein Kummer", so Biermann. Die "fatale Liason" der SPD mit der Linken sei "ein schändlicher Frevel gegenüber der eigenen Geschichte".

Auch die Grünen bekommen von Biermann ihr Fett weg. "Und wie kann ich diesen verwelkten Grünen noch grün sein", schreibt der Liedermacher, der aus der DDR ausgebürgert worden war. Sie hätten ausgerechnet in Erfurt verdrängt, dass die Grünen sich mit den Bürgerrechtsbewegungen des Neuen Forums vereinigt hatten nach der Wende. "Wenigstens aus einem Rest von alter, naiver Nostalgie sollten sie nicht gemeinsame Sache machen mit den totalitären Untoten der Stalinzeit", so Biermann.

Und natürlich gibt es auch noch ein paar deutliche Worte in Richtung Linke. "Sie haben das Erbe des totalitären Ungeistes angetreten", schreibt Biermann. Und auch wenn der Nachwuchs der Partei keine persönliche Schuld am Unrechtsstaat DDR trage, so hätten sie "offenbar auch keine politische Nase, kein gutes Gedächtnis und kein ethisches Vorstellungsvermögen und keinen redlichen Charakter, denn sonst würden sie in diesem Schmierenstück nicht so verantwortungslos mitspielen".

In Bezug auf eine rot-rot-grüne Regierung in Thüringen schreibt Biermann denn noch: "Mir ist klar, dass die Demokratie in den blühenden Landschaften des Ostens nicht zusammenbrechen wird, wenn dieser weichgespülte Apparatschik aus dem Westen uns den lupenreinen Ministerpräsidenten macht." Und so nehme er es halt hin "wie einen kleinen Fußtritt des hegelschen Weltgeistes".

(das)
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