Machtkampf in Bayern Münchner CSU fordert angeblich Neuanfang ohne Seehofer

München · Der Druck auf CSU-Chef Horst Seehofer nimmt weiter zu: Nach der Oberpfalz und Oberfranken entzieht nach Medieninformationen auch der Münchner Bezirksverband der CSU dem Parteivorsitzenden Horst Seehofer mehrheitlich die Unterstützung.

 Der Schatten des CSU-Parteivorsitzenden Horst Seehofer.

Der Schatten des CSU-Parteivorsitzenden Horst Seehofer.

Foto: dpa, kne kde lof

Nach den massiven Verlusten bei der Bundestagswahl fordern nun auch mehrere Politiker der Münchner CSU personelle Konsequenzen an der Parteispitze.

Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung sprachen sich einzelne Vertreter der insgesamt neun Münchner CSU-Kreisverbände bei einem nicht offiziellen Treffen für einen "personellen Neuanfang" an der Spitze von Partei und Staatsregierung aus. "Sonst verlieren wir nächstes Jahr mit der Landtagswahl in Bayern auch die dritte Wahl", zitierte die Zeitung aus den Teilnehmerkreisen.

An dem Treffen in München nahmen aber nicht Vertreter aller neun Kreisverbände teil. Unter anderem fehlte auch der Vorsitzende des Kreisverbandes München-Ost, der stellvertretende CSU-Generalsekretär Markus Blume.

Im Bayerischen Rundfunk sagte Blume: "Das ist definitiv nicht der Zeitpunkt, um solche Dinge aus dem Hinterzimmer loszutreten, man kann auch sagen aus dem Hinterhalt - das ist keine gute politische Kultur". Der "Bild" zufolge war Blume allerdings als einziger von neun Kreisvorsitzenden in München bewusst nicht zu einem Treffen des Bezirks eingeladen worden.

Seehofer sagte am Rande einer Sitzung des bayerischen Landtags vor Journalisten, er wolle sich zunächst selbst Klarheit verschaffen, was bei der CSU in München Sache sei. "Ich höre da sehr Unterschiedliches." Er werde nun mit dem Münchner Bezirksvorsitzenden und bayerischen Kultusminister Ludwig Spaenle das Gespräch suchen.

"Der wird mir dann schon sagen, wie die Dinge tatsächlich stehen", sagte Seehofer. Dabei gehe es auch mit Blick auf den CSU-Parteivorstand am kommenden Montag um die Frage, ob nach wie vor gelte, dass die CSU in Berlin stark und geschlossen verhandeln wolle.

Die CSU ist in zehn Bezirksverbände gegliedert. Rücktrittsforderungen an Seehofer gab es bisher vor allem aus den Bezirken Oberfranken und Oberpfalz. Die stellvertretende Ministerpräsidentin Ilse Aigner sagte im Bayrischen Rundfunk zu der Debatte: "Ich halt's für schädlich." Die CSU hatte sich eigentlich darauf verständigt, die Personaldebatte erst bei ihrem Parteitag Mitte November zu führen.

Auch der Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Alexander Dobrindt, kritisierte die Rücktrittsforderungen aus der eigenen Partei. Dobrindt forderte Seehofers Gegner in der "Rheinischen Post" vom Donnerstag zu fairer und transparenter Konkurrenz auf. "Ich halte solche Beiträge in der jetzigen Phase einer historischen Situation für die CSU mit schwierigsten Verhandlungen in Berlin für kontraproduktiv und in Teilen auch unfair geführt."

Die CSU hatte bei der Bundestagswahl mit 38,8 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis seit 1949 geholt. Zuvor hatten die Christsozialen bereits bei der Europawahl 2015 mit 40,5 Prozent das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte eingefahren. In der CSU wächst deshalb die Sorge, bei der Landtagswahl im kommenden Jahr mit Seehofer als Führungskraft die absolute Mehrheit zu verlieren.

(csr)
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