Der Öffentlichkeit übergeben Mahnmal für Euthanasie-Opfer der Nationalsozialisten

Berlin · Ein zentraler Gedenk- und Informationsort erinnert jetzt in Berlin an die Opfer der nationalsozialistischen "Euthanasie"-Morde. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) übergab das Mahnmal am Dienstag bei der Philharmonie im Stadtteil Tiergarten der Öffentlichkeit.

 Das Mahnmal für die Opfer der nationalsozialistischen "Euthanasie-Morde". In der Berliner Tiergartenstraße Nr. 4 befand sich ab April 1940 die Zentrale der Organisation, die den Massenmord an Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten koordinierte und durchführte.

Das Mahnmal für die Opfer der nationalsozialistischen "Euthanasie-Morde". In der Berliner Tiergartenstraße Nr. 4 befand sich ab April 1940 die Zentrale der Organisation, die den Massenmord an Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten koordinierte und durchführte.

Foto: dpa, soe lre

An diesem Ort befand sich die Organisationszentrale der Mordaktion an Kranken und Behinderten. Nach Schätzungen starben dabei europaweit bis zu 300.000 Menschen, zudem wurden bis zu 400.000 Frauen und Männer zwangssterilisiert. Gedenkorte dafür gibt es bereits in den sechs früheren Tötungsanstalten und weiteren Tatorten.

Grütters erklärte, auch der Berliner Gedenkort solle die Erinnerung daran für die nachfolgenden Generationen wachhalten. Von ihm gehe die Botschaft aus, dass jedes menschliche Leben es wert sei, gelebt zu werden.

Es solle "auch eine Warnung davor sein, in aktuellen Diskussionen über das Leid Schwerkranker das Tötungsverbot leichtfertig zur Disposition zu stellen", betonte die Bundeskulturbeauftragte. Sie dankte der bürgerschaftlichen Initiative, die wesentlich dazu beigetragen habe, "den Weg für ein würdiges Gedenken zu ebnen".

Wie Grütters bezeichnete Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) die Würdigung der "Euthanasie"-Opfer als überfällig.

Sie seien lange "vom Gedenken ausgeschlossen" gewesen. Der Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Peter Funke, erklärte, mit der Beteiligung an der Konzeption des Gedenkortes arbeite die DFG auch ihre Beteiligung an den Verbrechen der Nationalsozialisten auf.

Der innenpolitische Sprecher der Grünen, Volker Beck, forderte eine Anerkennung der Überlebenden der Zwangssterilisierungen und "Euthanasie"-Verbrechen als rassisch Verfolgte. Mit einem Mahnmal allein sei es nicht getan.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, erklärte, das Mahnmal richte sich nicht allein in die Vergangenheit. Die Gesellschaft dürfe Schwerstkranke und Behinderte nicht abschieben und dürfe über lebenswert und lebensunwert nicht diskutieren.

(KNA)
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