Medienbericht Schulz tritt offenbar nicht als Kanzlerkandidat an

Düsseldorf · Auch wenn die SPD offiziell erst Ende Januar über ihren Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2017 entscheiden will: Europapolitiker Martin Schulz wird einem Bericht des "Spiegel" zufolge im internen Rennen um die Kandidatur wohl nicht gegen Sigmar Gabriel antreten.

Das ist Martin Schulz, SPD-Kanzlerkandidat 2017
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Das ist Martin Schulz

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Dem "Spiegel"-Bericht zufolge soll Schulz schon vor Weihnachten vor Parteigenossen gesagt haben, dass er nicht mehr mit einer Kandidatur rechne. In den vergangenen Wochen habe es in der SPD von verschiedener Seite Versuche gegeben, Schulz zu überreden, seine Kandidatur öffentlich zu erklären - und so einen Mitgliederentscheid herbeizuführen. Bei mehreren Bewerbern soll es eine Urwahl geben. Schulz würde laut "Spiegel" gerne kandidieren, schrecke aber davor zurück, gegen Gabriel anzutreten - auch, weil beide seit vielen Jahren befreundet seien.

Damit werden in der SPD die Rufe nach einer Kanzlerkandidatur von Parteichef Sigmar Gabriel lauter. Nach den Regierungschefs von Berlin und Schleswig-Holstein, Michael Müller und Torsten Albig, sprach sich auch der im sogenannten Seeheimer Kreis zusammengeschlossene rechte SPD-Flügel für Gabriel aus. "Wir brauchen als Kanzlerkandidaten eine Kämpfernatur wie Gabriel, der die Unterschiede zwischen SPD und Union klar herausarbeitet", sagte Seeheimer-Sprecher Johannes Kahrs. "Deshalb bin ich dafür, dass er antritt", sagte Kahrs dem Berliner "Tagesspiegel".

Die Zeitung hatte zuvor berichtet, die SPD-Führung wolle am 10. Januar bei einem vertraulichen Treffen in Nordrhein-Westfalen die Kandidatenfrage klären. Bei einer Klausur am 29. Januar soll sich der SPD-Vorstand dann mit der Personalentscheidung befassen.

Gabriel hat das erste Zugriffsrecht

Gabriel hat als SPD-Chef das erste Zugriffsrecht. Will der Vizekanzler nicht gegen Amtsinhaberin Angela Merkel (CDU) antreten, war bislang der scheidende EU-Parlamentspräsident Schulz als möglicher SPD-Kanzlerkandidat gehandelt worden.

Eine aktuelle Forsa-Umfrage sieht die SPD derzeit nur noch bei 20 Prozent. Der am Mittwoch veröffentlichte "Stern-RTL-Wahltrend" ergab zudem, dass Merkel bei der Kanzlerpräferenz an Zustimmung gewann. Wenn der Regierungschef direkt gewählt würde, käme sie aktuell auf 52 Prozent, zwei Punkte mehr als in der Vorwoche. Für Gabriel würden sich demnach nur 13 Prozent entscheiden.

(felt)
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