"Fußballfans: Fahnen runter!" Empörung über Fahnenverzicht-Aufruf der Grünen Jugend

Mainz · Die Grüne Jugend Rheinland-Pfalz hat mit einem Aufruf zum Verzicht auf Fahnen bei der Fußball-Europameisterschaft einen Sturm der Empörung ausgelöst. Sogar Kanzleramtsminister Altmaier hat sich eingeschaltet.

Deurschland-Fahnen und -Wimpel hängen an einem Haus in Köln.

Deurschland-Fahnen und -Wimpel hängen an einem Haus in Köln.

Foto: dpa, hk jhe

Am Freitagabend hatte die Grünen-Organisation über die sozialen Medien Facebook und Twitter erklärt "Patriotismus=Nationalismus. Fußballfans Fahnen runter!".

Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) twitterte am Sonntagmorgen: "#GrüneJugend kapiert's nicht: Fahnen der Fans sind das Gegenteil der Fahnen von einst: Symbol für weltoffenes, sympathisches Deutschland!" Der SPD-Politiker Johannes Kahrs schrieb: "wie peinlich ist denn das. jetzt häng ich mir wieder ne deutschland flagge über den strandkorb. jawohl." CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer sagte der "Bild am Sonntag", die Unterstützung der Nationalelf mit den Nationalfarben sei gesunder Patriotismus. "Besser Patriot als ein Idiot".

Die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner erklärte: "Grüne Jugend fordert Fußballfans auf, dte. Fahne einzurollen, würde Nationalismus befördern. Verlangten wir das von anderen, wärs Rassismus."

Sogar aus den eigenen Reihen gab es Kritik: "Ganz schöne Spaßbremsen", sagte der Grünen-Bundestagsabgeordnete und Vizepräsident der Parlamentsfußballmannschaft FC Bundestag, Dieter Janecek, dem "Handelsblatt" und fügte an: "Eine Fahne hab ich zu Hause nicht, freu mich aber über die friedliche Begeisterung für unsere vielfältige Mannschaft."

Kritik äußerte auch der Generalsekretär der CDU in Rheinland-Pfalz, Patrick Schnieder. "Die Grüne Jugend Rheinland-Pfalz kann jetzt nun wirklich keiner mehr ernst nehmen", sagte Schnieder dem "Handelsblatt".

Die Grüne Jugend argumentierte, dass Nationalismus eine Form von Patriotismus sei. Wer sich als patriotisch definiere, grenze andere aus. "Die Wirkung von Patriotismus hat immerzu Konsequenzen und wird besonders dort deutlich, wo er sich als aggressive Form darstellt und das Andere als Feind stigmatisiert."

Über Facebook wurde der Beitrag bis Sonntagmittag rund 8000 Mal geteilt und kontrovers diskutiert. Die Grüne Jugend hatte bereits am Samstag trotz der teils heftigen Reaktionen bekräftigt: "Wir bleiben dabei: Freude am Fußball statt an der Nation!"

"Nun sehen wir uns mehreren tausend Hasskommentaren ausgesetzt, weil wir den sogenannten 'Party-Patriotismus' als Gefahr sehen", hieß es weiter auf der Seite des Grünen-Nachwuchses. "Wer maßlos ausrastet oder sogar zu Morddrohungen greift, um seinen Patriotismus zu verteidigen, entlarvt sich selbst. Diese Hasskommentare zeigen, dass viele Leute ihren blanken Nationalismus hinter der Fußballparty verstecken."

(felt/dpa)
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