Medienbericht Zentralratsvorsitzender Schuster gegen Kopftuchverbot und Islamgesetz

Berlin · Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland hat sich in der "Welt am Sonntag" gegen ein Kopftuchverbot ausgesprochen.

 Josef Schuster, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland

Josef Schuster, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland

Foto: dpa

"Ich halte ein Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst für problematisch. Im übrigen glaube ich nicht, dass es mit dem Grundgesetz vereinbar ist", sagte Josef Schuster der Sonntagszeitung. Das gilt nach seiner Ansicht mit Einschränkung auch im Fall von Staatsvertretern. Beamte sollten "die Zeichen ihrer Religion solange tragen dürfen, solange sie ihre Entscheidungen neutral fällen und sich neutral verhalten", sagte er.

Auch von einem Islamgesetz, dessen Verabschiedung einige CDU-Politiker fordern, hält Schuster nichts. "Wir sollten davon absehen, für einzelne Religionsgemeinschaften spezielle Gesetze zu schaffen", sagte er. Allerdings müsse angestrebt werden, dass in allen Gotteshäusern in Deutschland auf Deutsch gepredigt werde.

Gegen die Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft hat der Zentralratsvorsitzende ebenfalls Bedenken. "Viele Politiker meinen offenbar, allein das Ablegen des zweiten Passes verändere die Denkweise. Das halte ich allerdings für fragwürdig."

Firmen dürfen Kopftücher am Arbeitsplatz nach zwei aktuellen Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs verbieten. Voraussetzung ist aber, dass weltanschauliche Zeichen im Unternehmen generell verboten sind und dass es gute Gründe gibt, wie der Europäische Gerichtshof im März geurteilt hatte (Rechtssachen C-157/15 und C-188/15). Allein der Wunsch eines Kunden, dass keine Frau mit Kopftuch für ihn Leistungen erbringt, genügt nicht für ein Verbot.

(dpa/heif)
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