Fotos Mehr Kinderschutz - aber wie?
Auf dem "Kindergipfel" im Kanzleramt dreht sich alles um die Frage: Wie können Kinder besser vor Missbrauch geschützt werden? Die einen rufen nach einer Verfassungsänderung, die anderen nach konkreten Maßnahmen. Wir zeigen die wichtigsten Positionen von Politik, Kirche und Kinderschutzverbänden.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
Die Kanzlerin will verbindliche Pflichtuntersuchungen für Kinder. Die Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz lehnt sie dagegen ab. Merkel selbst hatte das Thema angesichts der jüngsten Fälle von Kindstötungen auf die Tagesordnung beim Treffen mit den Länderchefs setzen lassen.
Bundesgesundheitsminiserin Ulla Schmidt (SPD)
Die Ministerin fordert, die präventive Arbeit in der Gesundheitsvorsorge zu stärken. Das geplante Präventionsgesetz ergänze den Kinder- und Jugendschutz. Es könne ein erster Schritt sein, "um Eltern und Kinder zu erreichen, die man sonst nicht erreicht".
Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU)
Die Ministerin schlug vor, Problemfamilien bereits ab der Geburt verbindlich zu begleiten. "Bei der Geburt sehen wir alle Kinder, da weiß man schon sehr viel über die Eltern", sagte von der Leyen dem "Stern". Beim Kinderschutz mangele es dagegen nicht an Geld oder Personal.
SPD-Chef Kurt Beck
Der Spitzengenosse legte einen Sieben-Punkte-Plan für mehr Kinderschutz vor. Dieser sieht eine eine Verfassungsänderung vor. Artikel 6 des Grundgesetzes soll nach Auffassung des SPD-Vorsitzenden so ergänzt werden, dass jedes Kinder ein "Recht auf Entwicklung und den besonderen Schutz vor Gewalt hat".
Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU)
Das Nationale Zentrum für Frühe Hilfen soll laut Koch beauftragt werden, bis April 2008 mit Ländern und Kommunen Leitlinien für soziale Frühwarnsysteme zu entwickeln. Sein Plan ist eng abgestimmt mit der Position von Kanzlerin Merkel.
Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD)
Als Vorbild für mehr Kinderschutz sieht der Minister ein Modell in der Lausitz. Er möchte das "Netzwerk Gesunde Kinder" bundesweit ausweiten. Jungen Familien würden ehrenamtliche Paten zur Seite gestellt, die regelmäßig Besuche abstatten.
Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU)
Er äußerte die Sorge, dass es zu einer Vielzahl weiterer Verfassungsänderungen kommen und das Grundgesetz dadurch an Klarheit verlieren könnte. "Die Forderung als zentrales Anliegen nach Kinderrechten im Grundgesetz weckt übertriebene Erwartungen", sagte der CDU-Politiker laut "Cicero Online".
Grünen-Fraktionschefin Renate Künast
Sie will gesonderte Kindergrundrechte in der Verfassung unterbringen. Damit würde der Druck steigen, das Förder- und Betreuungssystem für Kinder neuzuordnen. "Der Stadt könnte sich nicht mehr so leicht davon stehlen", sagte Künast der "Leipziger Volkszeitung".
SPD-Generalsekretär Hubertus Heil
Die Eltern sollen nach Ansicht Heils das Vorrecht auf Erziehung ihrer Kinder weiterhin behalten. "Aber es darf kein Recht des Staates geben, der Verwahrlosung von Kindern tatenlos zuzusehen."
Gesundheitsexperin Marion Caspers-Merk (SPD)
Die Bundestagsabgeordnete will eine alte Tradition neu beleben und wieder ärztliche Schuluntersuchungen einführen. Zudem setzt sie sich für den Verfassungsrang von Kinderrechten ein.
Bischof Wolfgang Huber (Ev. Kirche)
Der Geistliche verlangt, Kinder vor allem in ihren ersten Lebensjahren mit verbindlichen Vorsorgeuntersuchungen zu schützen. Es komme auf konkrete Maßnahmen und nicht auf neue Gesetze an. Der Politik war Huber eine Scheindiskussion vor.
Heinz Hilgers (Kinderschutzbund-Präsident)
Er fordert eine stärkere Bekämpfung der Armut in Deutschland. "Mehr als 90 Prozent der Fälle von Kindesmissbrauch ereignen sich in armen Familien", sagte Hilgers unserer Redaktion. Armut erzeuge psychischen Druck, dem viele Väter und Mutter nicht gewachsen seien.