Scharfe Sicherheitsvorkehrungen in Potsdam Merkel ehrt Mohammed-Karikaturisten

Potsdam (RP/RPO). Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den dänischen Karikaturisten Kurt Westergaard mit dem Medienpreis der Potsdamer Journalisten-Vereinigung M 100 ausgezeichnet. Eine von Westergaards Zeichnungen in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" 2005 hatte den Propheten mit einer Bombe im Turban gezeigt. Der Zentralrat der Muslime kritisierte die Preisverleihung.

Merkel ehrt Mohammed-Karikaturisten
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Potsdam (RP/RPO). Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den dänischen Karikaturisten Kurt Westergaard mit dem Medienpreis der Potsdamer Journalisten-Vereinigung M 100 ausgezeichnet. Eine von Westergaards Zeichnungen in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" 2005 hatte den Propheten mit einer Bombe im Turban gezeigt. Der Zentralrat der Muslime kritisierte die Preisverleihung.

Auf Westergaard haben Islamisten angeblich ein Kopfgeld von mehreren Millionen Dollar ausgesetzt. Im November 2007 vereitelte der dänische Geheimdienst einen Mordanschlag auf ihn. Seither stehen der Zeichner und seine Familie unter Polizeischutz. Vor der Preisverleihung in Potsdam hatte die Polizei scharfe Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Auf umliegenden Dächern waren Scharfschützen zu sehen.

Die Veröffentlichung von Westergaards Karikatur hatte einen internationalen Streit um Meinungsfreiheit und gewalttätige Demonstrationen von Muslimen in der ganzen Welt ausgelöst, die sich durch die Abbildungen beleidigt fühlten. Muslimen sind bildliche Darstellungen Mohammeds verboten.

Merkel sagte, als Zeichner dürfe Westergaard derartige Karikaturen fertigen. Die europäischen Staaten seien ein Ort, wo dies möglich sei. "Die Folgen für den Zeichner sollten uns mahnen", fügte sie hinzu.

Vor der Ehrung hatte Westergaard seine Kritik am Islam erneuert. "Nach meinem Empfinden kann man den Islam nicht mit dem Christentum vergleichen. Es ist keine sympathische Religion, sondern in vielerlei Hinsicht eine reaktionäre Religion", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

Der Zeichner begründet seine Meinung unter anderem mit den Strafen für Homosexuelle in islamischen Ländern, die er als "barbarisch" bezeichnet. Trotz dieser Vorbehalte werde er "immer dafür eintreten, dass Menschen das Recht darauf haben, auch diese Religion auszuüben", betonte der Karikaturist.

Der Zentralrat der Muslime kritisierte die Preisverleihung. Der für seine umstrittenen Zeichnungen bekannte Däne habe alle Muslime mit Füßen getreten, sagte Generalsekretär Aiman Mazyek wenige Stunden vor der Auszeichnung am Mittwoch im Deutschlandradio Kultur. Die Auszeichnung sei in einer aufgeladenen und erhitzten Zeit hochproblematisch.

Zentralrats-Generalsekretär Mazyek bekannte sich zwar zur Pressefreiheit, forderte aber Rücksicht auf die Gefühle religiöser Menschen. Durch die in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" 2005 gedruckten Karikaturen seien Muslime pauschal als Terroristen dargestellt worden. In dem Blatt war unter anderem der Prophet mit einer Bombe in seinem Turban abgebildet.

Während der Preisverleihung äußerte sich Merkel auch zum Streit um die Thesen des Bundesbank-Vorstandsmitglieds Thilo Sarrazin (SPD). Die Debatte um Sarrazin sei nicht ein Problem der Meinungsfreiheit, sagte die Kanzlerin, sondern ob jemand in herausragender Position solche Äußerungen tätigen dürfe. Sarrazin hatte in der Debatte über sein Buch "Deutschland schafft sich ab" unter anderem davon gesprochen, dass alle Juden ein bestimmtes Gen teilten. Zudem warnte er vor einer Überfremdung Deutschlands durch weniger intelligente Ausländer.

Die Sarrazin-Debatte lässt derweil die SPD in der Wählergunst sinken. Gegenüber der Vorwoche büßten die Sozialdemokraten zwei Punkte auf 25 Prozent ein, wie aus einer Forsa-Umfrage für "Stern" und RTL hervorging. Die Grünen stiegen auf 21 Prozent, ein neues Rekordhoch. Die Linke legte um einen Punkt auf zehn Prozent zu, die Union verharrte bei 31 Prozent, die FDP sank um einen Punkt auf fünf Prozent.

Forsa-Chef Manfred Güllner erklärte den Stimmenverlust der SPD damit, dass vielen ihrer Anhänger das, was Sarrazin anspreche, auf den Nägeln brenne. Gerade bei Arbeitern und Ärmeren sei die Zustimmung zu den Sarrazins Thesen groß.

(RP/RTR/dapd)
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