Attentat auf Polizeichef Mannichl Merkel: Ein Angriff auf uns alle

Passau (RPO). Bundeskanzlerin Angela Merkel fordert nach dem Messerattentat auf den Passauer Polizeichef Alois Mannichl ein entschiedenes Handeln gegen Rechtsextremismus. In ihrer ersten Stellungnahme zu dem Vorfall spricht sie von einem Angriff auf "uns alle".

Das Attentat auf den Polizeichef
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"Wenn hier ein Vertreter unseres Staates, aber auch wenn andere Menschen durch Rechtsextreme angegriffen werden, dann ist das ein Angriff auf uns alle", sagte sie im Wortlaut der "Passauer Neuen Presse". Die Bedrohung durch Feinde des Rechtsstaats müsse sehr ernst genommen werden, "nicht nur in Passau". Bund und Länder müssten rechtsextremistische Strukturen "weiter entschieden bekämpfen", forderte Merkel.

Beim Kampf gegen Rechtsextremismus sei aber nicht nur die Politik gefordert, sondern auch die gesamte Gesellschaft, sagte die Kanzlerin. "Vor allem bedarf es der Zivilcourage, um den Rechtsextremismus überall da zu bekämpfen, wo er sich im öffentlichen Raum zeigt", fügte sie hinzu.

Knapp eine Woche nach dem Mordanschlag wird Mannichl am Freitag aus dem Krankenhaus entlassen. Mannichl will in diesem Zusammenhang ein kurzes Statement abgeben, wie sein Polizeipräsidium am Donnerstagabend ankündigte.

Mannichl war am vergangenen Samstagabend an der Tür seines Wohnhauses in Fürstenzell niedergestochen und schwer verletzt worden. Die Polizei ermittelt seitdem wegen versuchten Mordes und hält einen Racheakt aus der rechtsextremistischen Szene für wahrscheinlich.

Am Mittwochabend war Haftbefehl wegen Beihilfe zum versuchten Mord gegen zwei Tatverdächtige erlassen worden. Der 33-jährige Mann und die 22-jährige Frau stünden im Verdacht, bei Vorbereitungen den bislang unbekannten Haupttäter unterstützt zu haben, hatten Staatsanwaltschaft und Polizei in Passau mitgeteilt. Zugleich gaben die Behörden einen Fahndungsaufruf heraus, in dem nach einem 25 bis 35 Jahre alten Mann gesucht wird, der etwa 1,90 Meter groß ist. Er soll bayerischen Dialekt eventuell mit österreichischem Einschlag sprechen.

Hinter dem Anschlag steckt nach Ansicht der Polizei vermutlich die militante rechtsextremistische Gruppierung "Nationale Autonome". Sie hat in Bayern rund 50 Mitglieder. Dabei handle es sich um den harten Kern, der bei Bedarf aber erweitert werden könne, sagte der Sprecher des Landesamts für Verfassungsschutz, Michael Feiler, der Nachrichtenagentur ddp in München. Dem lokalen Ableger "Freie Nationalisten München", denen das im Zusammenhang mit der Messerattacke auf Mannichl inhaftierte Ehepaar angehören soll, werden Feiler zufolge etwa 15 bis 20 Personen zugerechnet.

Im Gegensatz zu Vorfällen in Hamburg oder Nordrhein-Westfalen seien die "Nationalen Autonomen" in Bayern bei Kundgebungen bislang noch nicht gewalttätig gegen Polizisten vorgegangen. Dies liege vermutlich an der vergleichsweise geringen Zahl an Mitgliedern, die bei bisherigen Demonstrationen einer Übermacht der Polizei gegenüber gestanden hätten. Die Gewaltbereitschaft dieser Gruppierungen sei jedoch "bedenklich". Deshalb beobachte der Verfassungsschutz ihre Aktivitäten ganz genau.

(AFP)
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