Tag der deutschen Einheit Merkel lobt Mut der DDR-Demonstranten

Hannover · Deutschland feiert sich und seine Einheit. Beim zentralen Festakt in Hannover erinnert Kanzlerin Merkel an den Mut der DDR-Bürger vor 25 Jahren. Für Gänsehaut-Feeling und feuchte Augen im Publikum sorgen aber andere.

Hans-Dietrich Genscher besucht Prager Botschaft
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25 Jahre nach dem Fall der Mauer freut sich Deutschland über ein Leben vereint in Vielfalt: Beim zentralen Festakt zum Tag der Deutschen Einheit in Hannover rief Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Freitag dazu auf, noch bestehende Probleme beherzt anzugehen. Gleichzeitig würdigte sie den Einsatz der Demonstranten in der DDR. "Ohne den Mut dieser Bürger, ohne den von ihnen erzeugten Reformdruck wäre es nicht zum Mauerfall gekommen."

Die Wiedervereinigung sei ohne die friedliche Revolution in der DDR und die anschließende diplomatische Überzeugungsarbeit der damaligen Bundesregierung auf internationalem Parkett nicht denkbar gewesen. "Die Wiedervereinigung war ein historisches Meisterstück."

An dem Festakt nahmen auch Bundespräsident Joachim Gauck, Bundestagspräsident Norbert Lammert, Ex-Bundespräsident Christian Wulff, Altkanzler Gerhard Schröder sowie die Ministerpräsidenten anderer Bundesländer teil. Gefeiert wurde unter dem Motto "Vereint in Vielfalt". Für Gänsehaut-Feeling und feuchte Augen beim Publikum sorgte Klaus Meine, Sänger der Rockband "Scorpions", der zusammen mit einem Mädchenchor seine Wendehymne "Wind of Change" sang. Dazu waren bewegende Momente der jüngsten deutschen Geschichte als Filmzusammenschnitt zu sehen. Merkel nahm auch Bezug auf den Veranstaltungsort Hannover: "Vor 25 Jahren hätten viele von uns nicht hier sein können. Die Anreise nach Hannover hätte für DDR-Bürger gut 100 Kilometer östlich geendet an einer hermetisch abgeriegelten Grenze."

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) bedauerte, dass es in Deutschland noch kein Einheitsdenkmal gibt. Es sei leider noch immer nicht gelungen, ein Denkmal zu erschaffen, "das an die Bevölkerung von damals erinnert", sagte de Maizière der "Welt am Sonntag". Er zeigte sich überzeugt, dass ein Einheitsdenkmal "unserer Erinnerungskultur" gut tun würde.

Das ist in der Ausstellung "Risiko Freiheit – Fluchthilfe für DDR-Bürger 1961 - 1989" zu sehen
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Das ist in der Ausstellung "Risiko Freiheit – Fluchthilfe für DDR-Bürger 1961 - 1989" zu sehen

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Merkel schlug in ihrer Rede in Hannover einen großen Bogen von den Werten, die zur Einheit Deutschlands führten, bis hin zu den aktuellen Problemen und Herausforderungen des Jahres 2014. "Heute können wir feststellen wie unendlich viel seit 1990 geleistet wurde. Städte, die grau und kaputt waren, wurden bunt und entwickelten wieder ihr eigenes, neues Lebensgefühl", sagte Merkel.

Zwar sei die Arbeitslosigkeit im Osten noch höher als im Westen, 2013 seien aber erstmals mehr Menschen von West- nach Ostdeutschland gezogen als umgekehrt. Der allergrößte Teil der jungen Menschen finde inzwischen, dass die Wiedervereinigung Vorteile gebracht habe. Deutschland habe beim Zusammenwachsen beider Staaten "wirklich nicht alles falsch, sondern vieles richtig gemacht", betonte Merkel.

Die Unterschiede zwischen Ost und West verlören immer mehr an Bedeutung. "Und deshalb muss es uns auch für die Zeit nach dem nach Ende des Solidarpakts ab 2020 gelingen, die Finanzbeziehungen zwischen Bund und Ländern neu zu ordnen, und zwar so, das wir für die ostdeutschen Länder finanzielle Brüche vermeiden und gleichzeitig ein System entwickeln, von dem alle strukturschwachen Regionen in Deutschland profitieren können." Das sei "eine echte Kraftanstrengung".

Die Kanzlerin riss in ihrer Rede nahezu alle größeren aktuellen Themen an. In diesem "Seuchen, Kriegs- und Terrorjahr" scheine die Welt aus den Fugen geraten zu sein, zitierte Merkel Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). Bei der Bewältigung der unzähligen nationalen und internationalen Probleme müsse Deutschland sich auf seine Werte und Überzeugungen besinnen, die schon den Fall der Mauer ermöglicht hätten.

Merkel zählte unter anderem die Arbeitslosigkeit in Deutschland, die Probleme bei der Bundeswehrausrüstung, die wachsende Zahl der Flüchtlinge und die Bedrohung durch islamistischen Terror und Krankheiten wie Ebola auf. Die Kanzlerin betonte aber zum Abschluss des Festaktes: "Das Jahr 2014, das so ganz anders verläuft, als wir uns vor einem Jahr vorstellen konnten, muss uns nicht mutlos werden lassen."

(dpa)
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