Umfrage Merkel thront, de Maiziere stürzt, Steinbrück hofft

Düsseldorf · Verteidigungsminister Thomas de Maiziere verliert wegen der Drohnen-Affäre massiv an Ansehen, SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück holt auf. Und doch dürfte die neueste Umfrage Angela Merkel keinen Grund geben, in Aktionismus zu verfallen.

Merkel besucht Hochwassergebiet rund um Bitterfeld
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Angela Merkel thront über allem - zumindest Deutschlands Bürger vertrauen ihrer Kanzlerin auf breiter Basis. Die umstrittenen Wahlversprechen der CDU-Chefin in Milliardenhöhe, die selbst innerhalb der schwarz-gelben Regierungskoalition für Missstimmung sorgten, scheinen kaum an ihrem Image zu kratzen. Im Gegenteil: In der Bevölkerung stoßen sie überwiegend auf Zustimmung. Das geht aus dem am späten Donnerstagabend veröffentlichten Deutschlandtrend der ARD hervor.

56 Prozent der Befragten unterstützen demnach die Forderung nach einer höheren Rente für Mütter, die vor 1992 Kinder geboren haben. Die von SPD und CDU propagierte Mietpreisbremse wünschen sich sogar fast zwei Drittel (61 Prozent) der Deutschen. Eine Erhöhung des Kindergeldes halten dagegen nur 43 Prozent für sinnvoll und umsetzbar. Merkels Vorschläge sind insbesondere wegen der zu erwartenden Kosten kritisiert worden.

De Maizière stürzt ab

Ganz anders sieht die Stimmungslage bei Thomas de Maizière aus. Einst gefeiert als Hoffnungsträger der CDU und von der Kanzlerin protegiert, ist der Verteidigungsminister tief gefallen. Zumindest was seine aktuellen Beliebtheitswerte betrifft. Die Drohnen-Affäre hat ihm massiv an Ansehen gekostet. 83 Prozent der Befragten zeigten sich mit seinem Verhalten beim Euro Hawk unzufrieden.

So werteten 40 Prozent sein Verhalten als "falsch". Weitere 43 Prozent fanden, der Verteidigungsminister habe "in dieser Sache keine gute Figur gemacht". Nur elf Prozent vertraten die Ansicht, dem CDU-Politiker sei nichts vorzuwerfen.

Auch bei der Frage nach der Zufriedenheit mit seiner Arbeit verliert de Maiziere mit einem Absturz um 16 Punkte deutlich an Boden. Er kommt jetzt noch auf 40 Prozent Zustimmung. Gleichwohl findet nur ein Drittel (33 Prozent) der Deutschen, dass de Maiziere zurücktreten sollte. Knapp zwei Drittel (61 Prozent) sind der Ansicht, er sollte im Amt bleiben.

Verteidigungsminister lehnt Rücktritt ab

De Maiziere hatte am Mittwoch Fehler im Zusammenhang mit dem Stopp des Drohnen-Projekts eingeräumt. Zugleich hatte er aber betont, er sei von den Problemen bei der Zulassung von seinen Mitarbeitern zu spät informiert worden. Der Minister behält sich personelle Konsequenzen vor, lehnt seinen eigenen Rücktritt aber ab. Das mehr als eine halbe Milliarde Euro teure Projekt Euro Hawk war vom Minister im Mai wegen der Nichtzulassung für den deutschen Luftraum gestoppt worden.

Auf die Zustimmungswerte für die Union wirkt sich das Scheitern des Drohnen-Projekts kaum aus. Die Union verliert in der Sonntagsfrage lediglich einen Punkt und liegt jetzt bei 41 Prozent. Die SPD legt um einen Punkt auf 27 Prozent zu.

Einem hochrangigen Politiker könnte der Deutschlandtrend Aufschwung geben: Peer Steinbrück, Kanzlerkandidat der SPD, liegt in Umfragen seit Wochen aussichtslos hinter Merkel zurück. Und doch kann sich der Ober-Genosse über einen Teilerfolg freuen. Während Merkel zwei Prozentpunkte einbüßte, kletterten Steinbrücks Sympathiewerte um zwei Punkte. Dennoch ist der Abstand des Herausforderers auf die Kanzerlin weiterhin gewaltig (27 Punkte).

Unverändert bleiben die Grünen mit 14 Prozent, die FDP mit vier Prozent, die Linke mit sechs Prozent und die Alternative für Deutschland (AfD) mit drei Prozent. Weder Schwarz-Gelb noch Rot-Grün hätten damit eine Mehrheit. Die Liberalen wären bei dem Ergebnis nicht mehr im Bundestag vertreten.

Für den Deutschlandtrend wurden von Montag bis Mittwoch 1503 Bürger befragt.

(rpo/nbe/das/hav)
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