Treffen in Berlin Merkel und Sarkozy gegen EU-Beitritt der Türkei

Berlin (RP). Es hat immer mal wieder gehörig geraucht zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy. Zuletzt demonstrierten die beiden jedoch eitel Sonnenschein. Und nun wollen die Deutsche und der Franzose sogar gemeinsam Wahlen gewinnen. Beide lehnen einen EU-Beitritt der Türkei ab.

Gestern traten Merkel und Sarkozy in Berlin gemeinsam auf einer Wahlkampfveranstaltung der Jungen Union zur Europawahl am 7. Juni auf. Mit viel "lieber Nicolas" und "liebe Angela" rührten die beiden vor 3000 Teilnehmern des "Deutsch-französischen Freundschaftstreffens" die Trommel für die konservative Europäische Volkspartei (EVP), der sowohl Merkels CDU wie auch Sarkozys UMP angehören.

Da gab es die gewohnten Beschwörungsformeln zur deutsch-französischen Freundschaft, das übliche Pathos, aber tatsächlich auch ein paar ganz handfeste politische Aussagen.

Merkel verteidigte den Vertrag von Lissabon: Wer das Reformwerk ablehne und zugleich von Erweiterung spreche, "dem werden wir unsere Hand nicht reichen". Die Türkei könne von der EU eine privilegierte Partnerschaft angeboten bekommen. Eine Vollmitgliedschaft komme jedoch nicht in Frage.

Sarkozy applaudierte: "Da hat Angela recht, die EU braucht Grenzen." Sarkozy gilt unter Europas Staats- und Regierungschefs als der entschiedenste Gegner eines EU-Beitritts von Ankara. Sarkozy plädierte bei dem Treffen auch für einen ständigen deutschen Sitz im UN-Sicherheitsrat.

Im Augenblick, das wissen Merkel und Sarkozy, interessieren sich Deutsche wie Franzosen aber weit mehr für die Wirtschaftskrise als für hypothetische EU-Erweiterungsrunden. Das gab Sarkozy Gelegenheit, sich für die Schützenhilfe der Kanzlerin zu revanchieren. Europa müsse sich am deutschen Modell der sozialen Marktwirtschaft ein Beispiel nehmen, forderte er.

Merkel, die zuvor die deutsch-französische Zusammenarbeit in der Finanzkrise gelobt hatte, sei "eine sehr couragierte Frau", schmeichelte Sarkozy. Und eine in Frankreich sehr angesehene Politikerin obendrein.

Deswegen ist der im eigenen Land nach zwei Jahren Amtszeit nicht mehr sehr populäre Präsident wohl auch nicht unglücklich, dass die Kanzlerin ihm und seiner UMP demnächst einen Gegenbesuch abstatten wird. Voraussichtlich Ende Mai wird Merkel ihrerseits auf einer Wahlkampfveranstaltung in Frankreich auftreten.

(RP)
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