Öffentliches Schreiben Vertrauter von Petry und Pretzell rechnet mit AfD-Paar ab

Düsseldorf · Mit einem Schreiben will Michael Klonovsky AfD-Mitglieder warnen – sie sollen Frauke Petry am kommenden Wochenende nicht zur Spitzenkandidatin machen. Das Schreiben selbst: ein außergewöhnlich heftiger und teils persönlicher Angriff.

 Frauke Petry, Parteivorsitzende der AfD, und ihr Lebensgefährte Marcus Pretzell, NRW-Landesvorsitzender (Archiv).

Frauke Petry, Parteivorsitzende der AfD, und ihr Lebensgefährte Marcus Pretzell, NRW-Landesvorsitzender (Archiv).

Foto: dpa, jst tba

Mit einem Schreiben will Michael Klonovsky AfD-Mitglieder warnen — sie sollen Frauke Petry am kommenden Wochenende nicht zur Spitzenkandidatin machen. Das Schreiben selbst: ein außergewöhnlich heftiger und teils persönlicher Angriff.

Bekannt wurde sein Name im Zusammenhang mit einer Strafanzeige gegen den AfD-NRW-Chef Marcus Pretzell: Michael Klonovsky, seit Sommer 2016 Mitarbeiter und ehemals enger Vertrauter von Frauke Petry, erhob im "Spiegel" schwere Vorwürfe. Pretzell soll ihm über Monate kein Gehalt gezahlt und die Sozialversicherungsbeiträge hinterzogen haben. Der streitet das ab. Klonovsky stellte Strafanzeige und fordert 24.000 Euro; die Staatsanwaltschaft Bochum prüft den Fall. Jetzt legt Klonovsky mit einem öffentlichen Schreiben an die AfD-Mitglieder nach.

"Bonny und Clyde der AfD" heißt der Beitrag auf der Webseite des Autors und Ex-"Focus"-Mitarbeiters Klonovsky. Darin will er vor dem "unheilvollen Einfluss des Paares Petry/Pretzell auf die einzige Oppositionspartei dieser schlingernden Republik" warnen: "Wem das Schicksal der Partei am Herzen liegt, der darf diese Frau nicht unterstützen", schreibt Klonovsky mit Blick auf den Bundesparteitag am kommenden Wochenende in Köln, wo es auch um personelle Fragen zur Bundestagswahl gehen soll. "Frauke Petry sollte weder die Spitzenkandidatin der AfD werden noch einem Kandidatengremium angehören, denn auch das würde sie im Nu spalten und zerstören", meint Klonovsky.

Der wahre Grund ist für ihn aber: Marcus Pretzell. Nach Ansicht von Klonovsky nutzt er Petry nur als Werkzeug, um parteiinterne Konkurrenten aus dem Weg zu räumen und selbst an vorderster Front mitzuwirken. "Pretzell ist eine Hochstaplerfigur, ein unseriöser Mensch mit krankhaftem Drang zur Intrige und zum Schüren von Konflikten, ein Hasardeur, der Verträge für unverbindlich und Versprechen für elastische Floskeln hält." Pretzell sei so wenig bürgerlich wie Björn Höcke, "er ist eine Belastung", schreibt Klonovsky; mit ihm gehe es politisch nicht voran, stets stünden interne Konflikte im Fokus und die Einordnung von Parteimitgliedern mit dem Etikett "Freund" oder "Feind".

Die AfD steht nach seiner Meinung ohnehin vor einer schweren Aufgabe in Köln, da "die verhetztesten Teile der sogenannten Zivilgesellschaft" der AfD "ihr gutes Recht auf Versammlungsfreiheit nehmen wollen". Entschiede sich die Partei in der Situation für eine "von Pretzell gesteuerte" Petry als Spitzenkandidatin, wäre sie "verraten und verkauft". Er hoffe, dass sich "die bürgerlichen Kräfte in Köln durchsetzen", und meint wohl eher: die Gegner des Ehepaars Petry-Pretzell. Dann fange die Karriere der AfD erst richtig an.

Michael Klonovsky ist gebürtiger Sachse und war langjähriger Journalist bei "Der Morgen", einer Tageszeitung in der DDR, anschließend bei der "Berliner Allgemeinen" und zuletzt beim "Focus". Er verließ nach eigener Aussage im Juni 2016 "einen komfortablen und gutdotierten Job in der Presse mit dem Willen, einer 'umstrittenen' Partei zu helfen". Er wurde Petry Berater und Kommunikationschef und sollte auch Pretzells Pressearbeit übernehmen. Bis heute ist er Mitarbeiter im sächsischen Landtag. Er ist kein Mitglied in einer Partei.

(jra)
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