Reaktionen auf Tauber-Tweet "Ich stecke in der Minijob-Falle fest"

Düsseldorf · "Wenn Sie was Ordentliches gelernt haben, dann brauchen Sie keine drei Minijobs", twitterte CDU-Generalsekretär Peter Tauber. Damit handelte er sich eine Menge Ärger ein. Auch die Erfahrungen unserer Leser belegen: So einfach ist das natürlich nicht.

 Im Einzelhandel gibt es viele Minijobs. (Archivbild)

Im Einzelhandel gibt es viele Minijobs. (Archivbild)

Foto: Andreas Endermann

Der Satz von Peter Tauber hat bei vielen Minijobbern für Empörung gesorgt, sie fühlten sich persönlich angegriffen. Beim Kurznachrichtendienst Twitter hagelte es wütende Reaktionen. Doch warum arbeiten Menschen als Minijobber? Bei Facebook haben wir unsere Leser dazu aufgerufen, von ihren Erfahrungen mit Minijobs zu berichten. Das Ergebnis: Oft ist der Minijob eine Übergangslösung.

Christopher Hendricks hat kürzlich sein Fachabitur in Wirtschaft und Verwaltung abgeschlossen. "Mit einem Notendurchschnitt von 2,8 bin ich besser als die Hälfte des Jahrgangs", sagt der 18-Jährige aus Kleve. Trotzdem hat er bisher keine feste Zusage auf einen Ausbildungsplatz - obwohl er sich bei mehr als 30 Firmen beworben hat. Für den Übergang ist der Niederrheiner auf der Suche nach einem Minijob im Einzelhandel. "So kann ich mich über Wasser halten und muss meinen Großeltern, bei denen ich lebe, nicht auf der Tasche liegen. Ich mache das, um nicht staatliche Hilfsmittel zu bekommen."

Gleich zwei Minijobs hat Thomas H. und das aus gutem Grund: "Ich finanziere mir damit meinen Abschluss", sagt der Mannheimer. Von dem Geld, das er als Badeaufsicht an einem See und in der Behindertenpflege verdient, zahlt er seine Miete und alles andere zum Leben. So kann er gleichzeitig seine Fachhochschulreife machen. Und da ist er nicht der Einzige: "In meiner Klasse haben so ziemlich alle einen Minijob, die nicht mehr bei ihren Eltern leben. Es können eben nicht alle Eltern ihren Kindern die Miete zahlen." Nach seinem Abschluss möchte der 20-Jährige an einer Uni in Hamburg studieren.

Stefanie M. aus Mönchengladbach ist gelernte Korrespondentin für Fremdsprachen und zweifache Mutter. "Ich habe 28 Jahre lückenlose Berufserfahrung und finde keine Teilzeitstelle - nur Minijobs." Ihre letzte Festanstellung verlor sie, weil die Firma verkauft wurde. "Seitdem stecke ich in der Minijob-Falle fest." In den vergangenen zwei Jahren hatte sie notgedrungen Minijobs angenommen oder befristete Verträge, die nicht verlängert wurden. "Eine Stelle wird lieber auf zwei Minijobs aufgeteilt, als einer Frau eine Teilzeitstelle zu geben."

Auch ihre Ausbildung helfe der Mönchengladbacherin momentan nicht weiter. "Natürlich muss man etwas lernen. Aber meine Berufserfahrung zeigt, dass man trotzdem in einem Minijob landen kann." Ab August ist Stefanie M. wieder arbeitslos und macht sich erneut auf die Suche nach einer 30-Stunden-Stelle.

(veke)
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