Uni Düsseldorf prüft Plagiatsvorwürfe Ministerin Schavan fordert externe Gutachten

Berlin · Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) hofft nach der Einleitung eines Verfahrens zum Entzug ihres Doktortitels auf eine Entlastung von den Plagiatsvorwürfen. Die Ministerin wies die Vorwürfe erneut zurück und fordert externe Gutachten.

Das ist Annette Schavan
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Die habe sich in den acht Monaten seit Bekanntwerden der Vorwürfe intensiv mit dem Text ihrer Dissertation befasst und mit zahlreichen Fachwissenschaftlern gesprochen, erklärte Schavan am Mittwoch in Berlin. Sie sehe sich dadurch in ihrer Überzeugung bestärkt, "dass meine Dissertation kein Plagiat ist".

Sie hoffe, "dass mit der Eröffnung eines ergebnisoffenen Verfahrens jetzt auch verbunden ist, externe Fachgutachten einzuholen", sagte Schavan an die Adresse der Universität Düsseldorf. Sie sei davon überzeugt, "dass die unbegründeten Plagiatsvorwürfe ausgeräumt werden".

Schavan wird vorgeworfen, in ihrer Doktorarbeit zum Thema "Person und Gewissen" aus dem Jahr 1980 falsch zitiert und Quellen nicht genannt zu haben. Das zuständige Gremium der Uni Düsseldorf hatte am Dienstagabend nach monatelangen Vorermittlungen beschlossen, ein formales Verfahren zur Aberkennung des Doktortitels einzuleiten. Dies bedeutet noch nicht, dass Schavan ihren akademischen Grad verliert. Die Prüfer könnten auch zu dem Schluss kommen, dass für einen Titelentzug keine ausreichenden Gründe vorliegen.

Präsident der Berliner Humboldt-Universität fordert Zweitgutachten

Der Präsident der Berliner Humboldt-Universität, Jan-Hendrik Olbertz, bezeichnete es in der "Berliner Morgenpost" vom Mittwoch als zwingend, "dass ein zweites, unabhängiges Gutachten in Auftrag gegeben wird".

Olbertz kritisierte das bisherige Vorgehen von Schavans früherer Uni, die seit Monaten die Vorwürfe prüft. Das nun eingeleitete Verfahren biete die Chance einer "vernünftigen Klärung". "Vielleicht nimmt es damit den geordneten Verlauf, den ich bisher nicht habe erkennen können."

Studentenvertreter sahen indes die Glaubwürdigkeit der Ministerin schon jetzt schwer beschädigt. Schavan müsse zurücktreten, "bevor es zu einem Titelentzug und somit zu einer Blamage für die deutsche Wissenschaft kommen könnte", erklärte die Vorsitzende der Liberalen Hochschulgruppen (LHG), Josephine Dietzsch.

Sie forderte angesichts der Kritik am Vorgehen der Uni Düsseldorf Regeln für die Untersuchung von Plagiatsvermutungen. "Es muss ein seriöses Verfahren geben, in das alle Beteiligten angemessen eingebunden werden." Der LHG ist ein der FDP nahestehender Studentenverband.

(AFP/felt/csi)
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