Lohnrunde 2014/15 Mit welchem Lohnplus können die Deutschen rechnen?

Meinung | Berlin · Auf welche Lohn- und Gehaltserhöhungen können sich die Deutschen in Zukunft einstellen? Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer signalisierte am Dienstag in Berlin: Viele Unternehmen werden spürbare Lohnerhöhungen zwischen zwei und drei Prozent künftig nicht mehr so leicht wegstecken wollen und können, wie es häufiger in den vergangenen ein, zwei Jahren der Fall war. Denn etliche Frühindikatoren zeigen derzeit an, dass die deutsche Konjunktur schwächer wird.

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Auf welche Lohn- und Gehaltserhöhungen können sich die Deutschen in Zukunft einstellen? Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer signalisierte am Dienstag in Berlin: Viele Unternehmen werden spürbare Lohnerhöhungen zwischen zwei und drei Prozent künftig nicht mehr so leicht wegstecken wollen und können, wie es häufiger in den vergangenen ein, zwei Jahren der Fall war. Denn etliche Frühindikatoren zeigen derzeit an, dass die deutsche Konjunktur schwächer wird.

Sie reagiert auf die außenpolitischen Konflikte, die sich zurzeit so sehr häufen, wie vielleicht noch nie in der bundesdeutschen Geschichte. Die Konflikte mit Russland vor der deutschen Haustür in der Ukraine, der brennende Nahe Osten und die Rückkehr der Rezession in wichtigen europäischen Partnerländern wie Italien, die wirtschaftliche Schwäche Frankreichs, all das schlage sich jetzt auch in Deutschland nieder. Die Auftragseingänge der Industrie sind bereits deutlich eingebrochen.

Auf die Stimmung während der Metalltarifrunde, die Ende des Jahres beginnt, dürfte sich das bereits auswirken. Allerdings gehört die Metall- und Elektroindustrie mit ihren 3,4 Millionen Beschäftigten zu den produktivsten Branchen in Deutschland überhaupt, weshalb es der IG Metall auch diesmal wieder gelingen dürfte, Tariflohnerhöhungen von rund drei Prozent oder sogar mehr durchzusetzen.

Doch anders sieht es in vielen weniger produktiven Branchen aus, vor allem im Dienstleistungssektor. Hier werden deutliche Gehaltssteigerungen von drei Prozent und mehr künftig schwerer durchzusetzen sein, trotz des zunehmenden Fachkräftemangels. Viele Unternehmen, etwa im Hotel- und Gaststättengewerbe, haben ab 2015 schon mit dem gesetzlichen Stunden-Mindestlohn von 8,50 Euro zu kämpfen. Die Arbeitgeberverbände warnen davor, dass viele dieser Unternehmen aus der Tarifbindung aussteigen werden, weil sie über den Mindestlohn hinaus nicht auch noch Sonderzahlungen wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld schultern können oder wollen, die geltende Manteltarifverträge garantieren.

Auch der öffentliche Dienst der Länder steht vor einer Tarifrunde. Es besteht die Gefahr, dass sich die klammen Länder gegen ähnlich hohe Lohnforderungen wie in der Metallindustrie am Ende nicht wehren können oder wollen. Das wäre allerdings unangebracht und hätte ungute Folgen. Denn die Länder müssten in diesem Fall an anderer Stelle Ausgaben kürzen, etwa bei den Investitionen in Schulen und Straßen, beim Personal. Im öffentlichen Dienst müssen Angestellte in der Regel weniger mit Jobverlusten rechnen als in der Privatwirtschaft, und sie stehen in der Regel auch weniger unter Wettbewerbsdruck. Ein Tarifabschluss über die zu erwartende Inflationsrate von etwa 1,5 Prozent hinaus im öffentlichen Dienst der Länder wäre kontraproduktiv — und auch unfair gegenüber Steuerzahlern und Leistungsempfängern.

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