Hackerangriff auf Bundesverwaltung Moskau streitet russische Beteiligung ab

Berlin · Hinter der Cyberattacke auf das Netz der Bundesverwaltung stecken der Regierung in Moskau zufolge keine russischen Hacker. "Wir nehmen mit Bedauern zur Kenntnis, dass alle Hackerangriffe in der Welt mit russischen Hackern in Verbindung gebracht werden", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Freitag.

 Russland weist die Vorwürfe einer Cyberattacke von sich (Symbolbild).

Russland weist die Vorwürfe einer Cyberattacke von sich (Symbolbild).

Foto: dpa, ste fgj

Dafür gebe es aber keine greifbaren Beweise. In Sicherheitskreisen in Berlin hieß es jedoch weiter, vieles spreche für eine russische Urheberschaft. Verdächtigt wurde die Hackergruppe "Snake". In den Kreisen hieß es zudem, der Angriff auf das Regierungsnetz sei wohl Teil einer weltweiten Attacke.

Die Bundesregierung sucht derweil nach der undichten Stelle, durch die die Hackerattacke in den Medien bekannt wurde. Man sei "sehr darüber verärgert, dass es zu dieser Berichterstattung gekommen ist und zu dem dahinterliegenden Vertrauensbruch", sagte der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Johannes Dimroth. Es solle Klarheit geschaffen werden, wo die verantwortliche Stelle in der Bundesregierung oder einem der Geschäftsbereiche liege. Auch eine Strafanzeige werde geprüft.

In den Medien bekannt geworden

Der laut Sicherheitskreisen im Dezember aufgedeckte Angriff war über Medienberichte bekannt geworden. Geheimdienstkontrolleure des Bundestags hatten sich deshalb über eine mangelnde Information durch die Bundesregierung beklagt.

Laut Innenminister Thomas de Maiziere wurde der Angriff isoliert und unter Kontrolle gebracht, der hochprofessionelle Angreifer aber eine zeitlang weiter beobachtet. Daher sei die Öffentlichkeit nicht informiert worden. Dimroth sagte: "Die akute Gefahr wurde unmittelbar nach Bekanntwerden abgewendet."

De Maizieres Sprecher ließ aber offen, ob der Hackerangriff noch läuft. Hierzu lasse sich keine hundertprozentige Antwort mit Ja oder Nein geben. Ergänzend hieß es aus Sicherheitskreisen, man habe die "Zugbrücke" zu dem Angreifer nach den Medienberichten vorzeitig hochgeklappt. Man könne aber nicht sagen, ob er noch weiter aktiv sei.

Die Bundesanwaltschaft nahm Vorermittlungen wegen des Verdachts geheimdienstlicher Agententätigkeit auf. Regierungssprecher Steffen Seibert sprach von einem "sicherheitsrelevanten Vorfall". Dimroth bestätigte, dass über den betroffenen Informationsverbund Berlin-Bonn (IVBB) nicht hochgeheime Dokumente ausgetauscht würden, sondern maximal Verschlusssachen mit der Kennzeichnung "Nur für den Dienstgebrauch". Sicherheitskreisen zufolge soll nur eine geringe Anzahl von Daten abgeflossen sein.

Der Schaden durch die Veröffentlichung des Vorgangs sei größer als durch die entwendeten Dokumente. Der Innenausschuss des Bundestags traf sich wie am Vortag bereits das Parlamentarische Kontrollgremium zu einer Sondersitzung. Die Vorsitzende Andrea Lindholz sagte anschließend, die Sicherheitsbehörden hätten professionell auf den "Spionageangriff" reagiert. Die Geheimhaltung sei richtig gewesen, da nur so die Methoden der Angreifer hätten studiert werden können.

Geheimnisverrat sei der Skandal

Der eigentliche Skandal sei der Geheimnisverrat. Die Durchstecherei geheimer Infos bedrohe die nationale Sicherheit. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete als Ergebnis gemeinsamer Recherchen mit NDR und WDR von einer weltweiten Spähaktion. Betroffen seien Staaten in Südamerika, im Baltikum, in Skandinavien und der ehemaligen Sowjetunion. Um welche Länder es sich konkret handele, sei unklar. Allerdings solle die Ukraine betroffen sein.

Nach Angaben des "Spiegel" aus Sicherheitskreisen haben russische Hacker auch die einflussreiche Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) angegriffen. Die Attacke habe im Dezember 2016 begonnen. Mutmaßlich stecke die Hackergruppe APT28 dahinter. Ebenfalls auf das Konto dieser Gruppe solle ein Angriff auf das Internationale Paralympische Komitee mit Sitz in Bonn gehen.

(gaa)
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