Sicherheitsdebatte nach missglücktem Attentat Nacktscanner auf deutschen Flughäfen?

Düsseldorf (RPO). Der missglückte Anschlag auf ein US-Linienflugzeug hat eine Sicherheitsdebatte in Deutschland entfacht. Im Zentrum der Diskussion stehen die umstrittenen Nacktscanner, die Passagiere bis auf die Haut durchleuchten. 2008 hatte die Bundesregierung die Einführung der Geräte abgelehnt. Auch jetzt gibt es Widerstand in der Politik.

Nackt-Scanner - eine umstrittene Technologie
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Nackt-Scanner - eine umstrittene Technologie

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Foto: AFP

Die USA sind am ersten Weihnachtstag nur knapp einem Flugzeugattentat entgangen. Jetzt stellt sich die Frage, wie der mutmaßliche Täter den Sprengstoff an Bord des Fliegers schmuggeln konnte. "Es scheint offensichtlich eine Sicherheitslücke zu geben, die geschlossen werden muss", sagte der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann (CDU) der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Deshalb seien die Sicherheitsexperten aufgefordert, alle technischen Möglichkeiten ergebnisoffen zu testen und auf ihre rechtliche Machbarkeit zu überprüfen.

In diesem Zusammenhang werden bereits erste Forderungen nach dem Einsatz von sogenannten Nacktscannern laut. Dabei handelt es sich um Geräte, mit denen die Oberfläche des menschlichen Körpers unter der Kleidung abgebildet werden kann. So sollen versteckte Gegenstände sichtbar gemacht werden - etwa Sprengstoff oder sogenannte Nichtmetallwaffen wie Keramikmesser, die bei herkömmlichen Scannern unerkannt bleiben. Auch der Sprengsatz des 23-jährigen Nigerianers wäre erkannt worden.

Die EU-Kommission wollte die Geräte bereits 2008 zulassen, doch die Bundesregierung machte einen Rückzieher. In der Politik sind die unpopulären Nacktscanner immer noch umstritten. "Wir sind uns mit einer Reihe nationaler Regierungen einig, dass es bessere und wirksamere Alternativen zum Einsatz von Nacktscannern gibt", sagte CSU-Präsidiumsmitglied Manfred Weber der "Welt".

Auch der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach äußerte sich ablehnend. "Es ist Aufgabe technischer Forschung, Durchsuchungsgeräte zu entwickeln, die Tatmittel leichter erkennbar machen, ohne dabei die Privat- und Intimsphäre der Passagiere zu verletzen. Die sogenannten Nacktscanner erfüllen diese Voraussetzungen bislang nicht", sagte er dem "Hamburger Abendblatt".

"Nacktscanner gehen zu weit"

Ebenfalls gegen den Einsatz der Technologie wandte sich die Deutsche Polizeigewerkschaft. "Nacktscanner gehen zu weit", sagte der Vorsitzende Rainer Wendt der "Berliner Zeitung". "Sie verstoßen gegen die Menschenwürde. Sie sind auch nicht nötig, wenn mehr Personal eingesetzt wird."

Eine Bundespolizei-Sprecherin erklärte bei MDR Info, der Vorfall in Detroit habe gezeigt, dass Fluggäste gefährliche Stoffe am Körper tragen könnten. Deshalb seien persönliche Nach-Kontrollen wichtig, zum Beispiel mit einem Handscanner. Bisher sei das nur vereinzelt der Fall gewesen. Das vorhandene Personal an den Flughäfen reicht nach Angaben der Sprecherin für die zusätzlichen Kontrollen aus. Eine Aufstockung der Bundespolizei sei nicht notwendig.

Kritik an den Rahmenbedingungen für die Beschäftigten im Sicherheitsdienst äußerte der bei der Gewerkschaft der Polizei (GdP) für die Bundespolizei zuständige Vorsitzende Josef Scheuring. Seit der Privatisierung der hohheitlichen Luftsicherheitsaufgabe hätten sich diese deutlich verschlechtert. "Diese hochsensible, hoheitliche Sicherheitsaufgabe gehört ausschließlich in die Hand des Staates", sagte Scheuring. Für einen Wettbewerb um immer billigere Sicherheitsleistungen sei diese Aufgabe "vollkommen ungeeignet".

Sprengstoff hätte entdeckt werden können

Der bei dem vereitelten Anschlag verwendete Sprengstoff Nitropenta (PETN) wird seit Jahrzehnten immer wieder von Terroristen eingesetzt und hätte nach Ansicht von Experten bei Flughafenkontrollen unschwer entdeckt werden können.

Schon in den 70-er und 80-er Jahren wurden mit PETN-haltigem Plastiksprengstoff Flugzeuge zum Absturz gebracht, auch der "Schuhbomber" Richard Reid wollte es 2001 mit der Chemikalie versuchen.

Moderne Kontrollgeräte an Flughäfen hätten nach Ansicht von Sprengstoffexperte James Crippin wie von Ermittlern die Chemikalie aufspüren können. "Puster"-Geräte etwa, die Luft auf einen Fluggast pusten und aufgewirbelte Partikel analysieren, hätten das Pulver wahrscheinlich entdeckt. Auch Spürhunde hätten es wohl erschnüffelt. Die meisten Passagiere allerdings müssen nur Metalldetektoren passieren.

(APD/AFP/ndi)
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