Nato-Einsatz Bundeswehr soll in Litauen Stärke demonstrieren

Berlin · Sieben Monate nach dem Gipfelbeschluss der Nato für eine verstärkte Truppenpräsenz in Osteuropa hat Litauen das von Deutschland geführte Nato-Bataillon offiziell im Land begrüßt. Zu dem Termin war auch Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) angereist.

 Anfang Februar sind die ersten deutsche Soldaten in Litauen gelandet.

Anfang Februar sind die ersten deutsche Soldaten in Litauen gelandet.

Foto: dpa, MK pat hpl tba

450 Soldaten, 26 Panzer, 170 Militärfahrzeuge: Die Bundeswehr stationiert nur 100 Kilometer von der russischen Grenze entfernt deutsche Truppen in Litauen. Denn das kleine Land fühlt sich wie seine baltischen Nachbarn und Polen bedroht durch die russische Übermacht im Osten. Die Nato-Aufrüstung an der Ostflanke ist die größte Truppenverlegung Richtung Osten seit Ende des Kalten Krieges. Wir klären die wichtigsten Fragen zu der Truppenverlegung.

Worum geht es genau?

Die Aufrüstung der Nato geht auf einen Beschluss des Warschauer Gipfels im vergangenen Jahr zurück. Sie ist eine Reaktion auf die Vereinnahmung der ukrainischen Krim durch Russland, die zu massiven Spannungen zwischen der Nato und Moskau geführt hat. Jeweils 1000 Soldaten werden nach Litauen, Estland, Lettland und Polen geschickt.

Wo werden die deutschen Soldaten in Litauen genau stationiert?

In einer Kaserne in Rukla, einer 2000-Seelen-Gemeinde etwa 100 Kilometer von der russischen Exklave Kaliningrad entfernt. Die Nato-Truppe in Litauen wird von der Bundeswehr angeführt, es gehören ihr aber auch Soldaten aus Belgien, den Niederlanden und Norwegen an. 130 Soldaten der Bundeswehr, 100 belgische Soldaten und ein kleiner Teil des Geräts sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums bereits vor Ort.

Nimmt die Bundeswehr auch schwere Waffen mit?

Ja. Kern der Truppe sind Panzergrenadiere aus dem bayerischen Oberviechtach, die mit 20 "Marder"-Schützenpanzern, sechs "Leopard2"-Kampfpanzern und 170 weiteren Militärfahrzeugen ausgerüstet sein werden. Sanitäter, Feldjäger und Pioniere sollen die Panzergrenadiere in Rukla unterstützen. Bis Juni 2017 sollen alle Kräfte vor Ort sein.

Ist eine Reaktion Russlands auf die Truppenstationierung zu erwarten?

Hochrangige Nato-Militärs rechnen fest damit. Eine Option wäre, dass Russland nuklear bestückbare "Iskander"-Mittelstreckenraketen in Kaliningrad einsatzbereit meldet. Mit diesen Geschossen könnten die russischen Streitkräfte Ziele in ganz Polen erreichen und sogar Berlin treffen. Nato-Militärs gehen davon aus, dass sie längst einsatzbereit sind und Moskau nur auf einen günstigen Zeitpunkt wartet, das zu verkünden. Die russische Regierung will zudem Truppen Richtung Westen verlagern.

Was können die 4000 Nato-Soldaten überhaupt militärisch ausrichten?

Wenig. Beobachter sprechen von eher symbolischem Beistand. Die Stationierung ist vor allem psychologisch wichtig für die Bündnispartner: Die Nato zeigt, dass sie den kleinen Mitgliedern im Osten gegen einen übermächtigen Nachbarn beisteht. Bei einem Einmarsch russischer Streitkräfte ins Baltikum würden die 4000 Soldaten aber sicher nicht ausreichen, um das Bündnisgebiet zu verteidigen. "Für einen Nato-Soldaten in den baltischen Staaten gibt es zehn russische Truppen an unseren Grenzen", sagte die litauische Staatschefin Dalia Grybauskaite.

Was macht von der Leyen in Rukla?

Die Ministerin will die Soldaten besuchen. Sie nimmt gemeinsam mit Litauens Staatspräsidentin Grybauskaite an der Begrüßungszeremonie der Soldaten auf dem Militärstützpunkt Rukla teil. Litauen hat sich danbkar gezeigt für den Beistand und das deutsche Engagement. "Für uns ist dies symbolisch und sehr wichtig", sagt Grybauskaite.

(rent/dpa)
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