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Comeback in der Nach-Merkel-Ära? Norbert Röttgen kann bis 2021 warten

Berlin · Einst galt er als Kronprinz der Kanzlerin. Dann folgte der tiefe Fall. Nun, mit Bescheidenheit und neuen Themen bereitet der geschasste Bundesumweltminister das Comeback für die Nach-Merkel-Ära vor.

So reagiert Norbert Röttgen auf die Wahlschlappe
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Für einen kurzen Augenblick stand Norbert Röttgen wieder im Mittelpunkt der Union. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) hatte am Freitag vergangener Woche im Bundestag die Regierungserklärung zum Atommüll-Endlagergesetz mit einem Lob für seinen Vorgänger angereichert. Röttgen habe den Mut gehabt, bei der Endlager-Frage den Konsens zu suchen und über "den eigenen Schatten zu springen". Die Unions-Abgeordneten applaudierten, der Angesprochene saß in der dritten Reihe und lächelte.

Es ist genau ein Jahr her, dass der mal als Hoffnungsträger, mal als Kanzlerreserve der CDU beschriebene Politiker den schwärzesten Tag seiner Karriere erlebte. Kanzlerin Angela Merkel hatte den damaligen Umweltminister und NRW-Spitzenkandidaten zwei Tage nach der herben Landtagswahlniederlage in Düsseldorf in ihr Büro bestellt und ihm den Rücktritt nahegelegt. Als sich Röttgen weigerte, schmiss Merkel ihn raus. Dann müsse sie ihn entlassen, soll Merkel gesagt haben.

Die CDU-Chefin lastete ihm nicht nur die Fehler im NRW-Wahlkampf an, etwa, dass er die Aussage verweigerte, auch als Oppositionsführer nach Düsseldorf zu wechseln. Merkel erreichten Stimmen aus der Industrie, die den Minister als arrogant und beratungsresistent beschrieben. Der Merkel-Vertraute Volker Kauder, seit Jahren Röttgen in herzlicher Abneigung verbunden, weil der ihm einst den Posten als Vorsitzender der Bundestagsfraktion streitig machen wollte, soll auch nicht gerade ein gutes Wort für den Rheinländer eingelegt haben. Die Unions-Stimmen, die Röttgens Verbleib im Amt forderten, waren überschaubar.

Röttgen galt als oberlehrerhaft

Zu sehr galt Röttgen, ein blitzgescheiter Jurist, der gerne über die großen Themen der Welt wie Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Verantwortungsethik nachdenkt, als abgehoben. Oberlehrerhaft. Seinen Gesprächspartnern zeigt Röttgen gerne mal, dass sie ihn langweilen. Ob absichtlich oder nicht, darüber streiten die Unionsleute noch. Jedenfalls verlor Röttgen über die Jahre Weggefährten wie Ex-NRW-CDU-Generalsekretär Andreas Krautscheid, Kanzleramtschef Ronald Pofalla oder Minister Peter Altmaier. CSU-Chef Horst Seehofer drängte intern ebenfalls auf eine Ablösung. Röttgen sei schon immer "überschätzt" worden, lästerte Seehofer. So hatte Merkel nicht viel zu verlieren, als sie Röttgen am 15. Mai vor die Tür setzte. Dass Merkel ihren einstigen Liebling ("Muttis Klügster") allerdings ohne Vorwarnung aus dem Amt warf, hat Röttgen bis heute nicht verwunden, sagen jene, die ihn gut kennen. Seither haben Röttgen und Merkel nur noch das Nötigste gesprochen.

Dabei galt Merkel als Röttgen-Förderin. Sie machte den aufstrebenden Juristen 2005 zum Ersten Parlamentarischen Geschäftsführer der Fraktion, gegen Widerstände. Der Fraktionsmanagerposten ist ein Karriere-Sprungbrett in der Union. 2009 beförderte Merkel ihn zum Umweltminister, ein Amt, das Röttgen aufgrund der Profilierungsmöglichkeiten für die Partei auch selbst für sich ausgeguckt hatte.

Alles vorbei. Heute gibt sich Röttgen als einfacher Bundestagsabgeordneter und Mitglied des Auswärtigen Ausschusses mit der wenig medienwirksamen Basisarbeit des Parlaments zufrieden. Seine Vorträge im Ausschuss hätten gelegentlich "Hörsaalcharakter", sagt einer.

Röttgen wirkt entspannt

Der Absturz Röttgens ist in der Ära Merkel jedenfalls wohl nur mit dem von Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) vergleichbar. Doch wer Röttgen in diesen Tagen trifft, erlebt einen entspannten Politiker, brauner Teint, perfekt sitzender Anzug. Er scherzt, erzählt, wie viel Zeit er nun mit seiner Familie verbringen kann und dass ihn die neuen Themen, Außenpolitik, Globalisierung, reizen. Und Röttgen ist durchaus selbstkritisch. Dass er sich im NRW-Wahlkampf nicht stärker nur auf Düsseldorf konzentriert und auch sein Ministeramt aufgegeben hatte, ärgert ihn. Von "Fehleinschätzung" spricht er. Und die Zukunft? "Ich lauere nicht auf neue Ämter", sagt er. Er sehe allem gelassen entgegen. Zu Angela Merkel lieber kein Wort.

Röttgen weiß, dass er nichts mehr werden kann, solange Merkel regiert. Das muss er aber auch nicht. Selbst, wenn Merkel im Herbst die Bundestagswahl gewinnen und weitere vier oder gar acht Jahre regieren sollte, gehört Röttgen am Ende von Merkels Regierungszeit noch zu den jüngeren CDU-Spitzenkräften. "2021 wäre Röttgen immer noch jünger als die Kauders, Seehofers und Merkels heute sind", sagt ein Freund. "Norbert kann also warten."

Bis dahin sind Bescheidenheit und langsames Herantasten die Stichworte. Röttgen vermeidet öffentlich jedes kritische Wort über Merkel. Dass er nicht in einem großen Interview oder in Buchform seine Version des Rücktritts schildert, gar eine "Abrechnung" wagt, wird ihm in der CDU hoch angerechnet. Nachkarten will Röttgen nicht. Der Rauswurf hat Röttgen gedemütigt und geschmerzt, sagen Freunde. Doch wie er damit umgeht, das gebe ihm wieder Statur.

(brö)
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