Fregatte F 223 der Deutschen Marine "Nordrhein-Westfalen" liegt in Hamburg

Düsseldorf · Die neue Fregatte F 223 der Deutschen Marine wird am 16. April getauft. In Düsseldorf hat sich ein Freundeskreis für das Schiff gebildet.

 Klicken Sie auf die Grafik um die Fregatte F 223 der Deutschen Marine komplett zu sehen.

Klicken Sie auf die Grafik um die Fregatte F 223 der Deutschen Marine komplett zu sehen.

Foto: R. Schweitzer

"Nordrhein-Westfalen" ist 149 Meter lang, oben grau und unten rot gefärbt und komplett von Wasser umgeben. Gemeint ist natürlich nicht das Bundesland, sondern das erste Kriegsschiff, das diesen Namen erhält. Die Namenstaufe findet am 16. April in Hamburg im Rahmen einer Feierstunde bei ThyssenKrupp Marine Systems auf dem Werftgelände der "Blohm+Voss Shipyards" statt.

Noch hat die zukünftige Fregatte keine Bewaffnung; die Übergabe an den Auftraggeber Bundeswehr ist für Sommer 2018 geplant. Danach erfolgen die Indienststellung durch die Deutsche Marine und die Stationierung in Wilhelmshaven.

Fregatten sind die größten Kampfschiffe, die Deutschland besitzt. Die "Nordrhein-Westfalen" ist eines von vier Schiffen der Klasse 125, die sukzessive acht alte Fregatten der "Bremen"-Klasse ersetzen. Sie wird mit fast der Hälfte an Besatzung auskommen und mit zwei Jahren Dauer wesentlich länger ununterbrochen im Einsatz bleiben können als die bisherigen deutschen Kriegsschiffe. Dafür sind insgesamt acht Wechselbesatzungen unter der Bezeichnung "Crew Alpha" bis "Crew Hotel" geplant, die die neuen Hightech-Schiffe abwechselnd durch die Einsätze führen.

Die "Nordrhein-Westfalen" und ihre Schwesterschiffe sollen Seewege sichern, Embargo- und Rettungseinsätze begleiten, Spezialkräfte unterstützen und nicht zuletzt eigene Einheiten gegen feindliche Flugzeuge, U-Boote und Kriegsschiffe verteidigen. Dazu müssen sie zur vernetzten Operationsführung mit Land- und Luftstreitkräften fähig sein. Insgesamt beläuft sich das Auftragsvolumen für die Fregatten auf rund zwei Milliarden Euro.

"Die Marine ist auch Deutschlands Botschafter auf den Weltmeeren. Insofern begrüßen wir es sehr, dass erstmals ein Schiff den Namen unseres Bundeslandes erhält", sagt der Landtagsabgeordnete Gregor Golland (CDU). Er ist stellvertretender Vorsitzender des parteiübergreifenden Freundeskreises der Fregatte. Ihm gehört unter anderem Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) an, der als Obermaat der Reserve einst selbst auf einem Zerstörer zur See fuhr. Auch FDP-Politiker sind dabei. Die Piratenpartei ist zwar im Landtag vertreten, nicht aber im Freundeskreis, was - augenzwinkernd - sehr gut nachzuvollziehen ist: Die neue Fregatte soll schließlich auch Frachtschiffe vor Piraten schützen.

"Es hat früher zahlreiche erfolgreiche Patenschaften nordrhein-westfälischer Städte mit Schiffen und Booten der Marine gegeben", berichtet Golland. "Die meisten existieren jedoch durch die Verkleinerung der Flotte nicht mehr, allen voran die traditionsreiche Patenschaft für die Fregatte ,Köln'."

Zurzeit trägt das Minenjagdboot M 1068 "Datteln" einen Städtenamen mit NRW-Bezug. Es wird von der ersten Schiffskommandantin in der Geschichte der Marine, Korvettenkapitän Helena Linder-Jeß, geführt. Dazu kommen der Einsatzgruppenversorger A 1413 "Bonn" und das Versorgungsschiff A 513 "Rhein". In der kaiserlichen Marine gab es einst die Linienschiffe SMS "Rheinland" und SMS "Westfalen", die zwar fast genauso groß waren wie die künftige "Nordrhein-Westfalen", aber damals mehr als 1000 anstatt 120 Mann Besatzung hatten.

"Die künftige Patenschaft für das Schiff mit dem Landesnamen führt also eine lange Tradition der Bindung unseres Landes an die Deutsche Marine fort", sagt Golland. Der Oberstleutnant der Reserve der Luftwaffe ist Beauftragter der CDU-Landtagsfraktion für die Bundeswehr.

Es gehe bei der Fregatte nicht nur um den konkreten Bezug zur Sicherheitspolitik der Bundesrepublik, sondern auch um das gegenseitige Verständnis, meint der Abgeordnete. So sollten die Marinesoldaten eine Bindung an NRW bekommen, sofern sie nicht ohnehin aus diesem Bundesland stammten. "Es ist dabei ein Randaspekt, dass vielleicht eine Brauerei aus unserem Bundesland künftig das Bier an Bord des Schiffes sponsert."

Die "Nordrhein-Westfalen" wird auf ihrem Rumpf die Nummer F 223 tragen, übernommen von der 1983 aus dem Dienst genommenen "Karlsruhe". Das neue Schiff ist eine ausgesprochen schräge Sache: Keine Bordwand ist gerade, um gegnerischem Radar möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.

Großwaffensysteme der Marine sind schwimmende Rechenzentren und hochkomplex. So werden die Fregatten innen nicht nur einfach lackiert, sondern Teile erhalten eine siebenfach aufgetragene Brandschutzfarbe. Beim ersten Schiff der Klasse waren nach Monaten Schäden an großen Teilen der Innenbeschichtung aufgetreten, was zu einer erheblichen Zeitverzögerung des Gesamtprogramms geführt hat. "Die Beschichtung war durch ein beauftragtes Subunternehmen durchgeführt worden. Für die Beseitigung der Schäden ist in großem Umfang die Demontage schon installierter Verrohrungen und eingebauter Großgeräte notwendig gewesen", bestätigt ein Sprecher von ThyssenKrupp Marine Systems unserer Zeitung. "Das erneute Aufbringen des aus mehreren Komponenten und Lagen bestehenden Beschichtungssystems erforderte entsprechende Wartezeiten beim Trocknen. Dadurch wurde eine Anpassung des Zeitplans notwendig." Neun Monate später als geplant taufte deshalb Gerlinde Kretschmann, Frau des baden-württembergischen Regierungschefs, im Dezember 2013 in Hamburg die erste Fregatte auf den Namen ihres Bundeslandes. Die anderen Schiffe sollen "Sachsen-Anhalt" und "Rheinland-Pfalz" heißen.

Gollands Wunsch, dass wegen der großen Bedeutung Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) selbst an der Taufe der "Nordrhein-Westfalen" teilnimmt, geht in Erfüllung: Die Staatskanzlei hat soeben bestätigt, dass Kraft am 16. April in Hamburg dabei sein wird.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort