Umweltministerin Barbara Hendricks "NRW erhält neue Naturschutzgebiete"

Düsseldorf · Umweltministerin Barbara Hendricks übergibt im Sommer vier besonders schützenswerte Regionen an die NRW-Stiftung. Die Städte Düsseldorf und Köln kommen für die neue Mietpreisbremse in Frage, sagt Hendricks, die auch Bauministerin ist.

 Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD, 61) zu Besuch bei einem Naturschutzprojekt in Thüringen.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD, 61) zu Besuch bei einem Naturschutzprojekt in Thüringen.

Foto: Martin Schutt

Frau Hendricks, wie halten Sie es privat mit der Ökologie? Ziehen Sie Ihren eigenen Salat und kaufen Sie beim Bäcker mit Stoffbeutel ein?

Umweltministerin Barbara Hendricks: "NRW erhält neue Naturschutzgebiete"
Foto: RP/Spruner

Hendricks Ich ziehe meinen Salat nicht selber, weil ich zu Hause in Kleve keinen geeigneten Garten habe. Aber ich ziehe Kräuter auf dem Balkon. Ich nehme auch wiederverwertbare Taschen. Ich vermeide Plastiktüten. Privat mache ich keine Fernreisen, das ist klimafreundlicher, ich fahre kein großes Auto, und bin nicht besonders konsumorientiert. Ich verbringe meinen Sommerurlaub gerne auf dem Fahrrad.

Der Trend geht zu immer größeren landwirtschaftlichen Flächen. Wie verändert das unsere Natur?

Hendricks Wir haben bundesweit zu wenig Wiesen und Weiden, weil zu viele Grünflächen für den Maisanbau genutzt werden. Und weil zu viele Milchkühe nur noch in riesigen Ställen stehen. Ich finde es schade, dass nicht mehr schwarzbunte Kühe auf den Wiesen zu sehen sind, so wie früher. Der Wegfall der Wiesen ist nicht gut für die Artenvielfalt. Der Lebensraum der Feldlerche, des Kiebitz, des Feldhasen wurde dadurch weiter gefährlich eingeschränkt. Immerhin müssen neue Biogasanlagen künftig überwiegend mit Rest- und Abfallstoffen betrieben werden, nicht mehr mit Mais.

Können wir von der Umweltministerin Hendricks erwarten, dass sie mehr Naturschutzgebiete schafft?

Hendricks In Nordrhein-Westfalen werden wir in diesem Sommer vier Gebiete aus dem Nationalen Naturerbe an die NRW-Stiftung übertragen und so dauerhaft für den Naturschutz sichern. Das sind der Petersberg bei Bonn mit seinen Buchenwäldern, die Drover Heide bei Düren mit ihren Heiden und seltenen Vogelarten, Trupbach bei Siegen mit wertvollen Weiden und Wiesen und Steinheide, eines der wenigen größeren Waldgebiete am Niederrhein. Diese Flächen sollen sich natürlich entwickeln dürfen. Außerdem wollen wir bundesweit ehemalige Truppenübungsplätze für den Naturschutz sichern. Wir werden noch in diesem Jahr 30 000 Hektar neu zum Nationalen Naturerbe erklären.

Zur Wohnungspolitik: Die Koalition will das Wohngeld für Geringverdiener erhöhen. Wann machen Sie das?

Hendricks Die ersten Verhandlungen mit den Ländern haben schon begonnen, denn die Länder müssen 50 Prozent zum Wohngeld beitragen. Die Erhöhung des Wohngelds soll möglichst zum 1. April 2015 wirksam werden. Das wäre die erste Erhöhung des Wohngeldes seit 2009. Erfreulich ist, dass Menschen, die bisher zusätzlich zu ihrem Einkommen Leistungen der Grundsicherung erhalten, wegen des Mindestlohns nicht mehr auf Hartz IV angewiesen sein werden, aber dann Anspruch auf Wohngeld haben können. Der Kreis der Wohngeldberechtigten wird also wachsen.

Vielerorts fehlt es an bezahlbaren Wohnungen. Was tun Sie dagegen?

Hendricks Zunächst stehen den Ländern über 500 Millionen Euro des Bundes für die Förderung des sozialen Wohnungsbaus zur Verfügung. Viele Länder nutzen das gut, etwa NRW. Bei diesen niedrigen Zinsen sind die Wohnungsbaugesellschaften sehr wohl in der Lage, neue, bezahlbare Wohnungen zu bauen. Investoren zu finden, ist derzeit nicht das Problem. Alle wollen doch ins Betongold investieren.

Es entstehen nur teure Wohnungen!

Hendricks Ein entscheidender Punkt ist, dass die Kommunen mehr Grundstücke in den Ballungsräumen für Neubauten zur Verfügung stellen müssen. Wir sind dabei, ein Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen auf die Beine zu stellen. Dabei geht es auch darum, in den Ballungsräumen mehr Grundstücke für den Neubau zu mobilisieren. Und wir wollen kostengünstigeres Bauen ermöglichen. Dazu werden wir die Bauvorschriften durchforsten und Überflüssiges streichen.

Wo ist der Bedarf an neuen, bezahlbaren Wohnungen am größten?

Hendricks Wir haben hohen Bedarf an neuen, bezahlbaren Wohnungen zum Beispiel in Düsseldorf und Köln. In Universitätsstädten ist der Bedarf generell groß. In meiner Heimatstadt Kleve gibt es einen großen Bedarf an kleineren Wohnungen, weil wir dort neuerdings eine Fachhochschule haben. Die höchsten Preise bei der Wiedervermietung von Wohnraum waren 2012 in der Universitätsstadt Regensburg, dort lagen die Mieten um 36 Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete.

Wo in Nordrhein-Westfalen sind Mietpreisbremsen nötig?

Hendricks Das wird die Landesregierung ausweisen. Ich vermute, dass Düsseldorf und Köln dabei sein werden.

Birgit Marschall und Eva Quadbeck führten das Gespräch.

(mar, qua)
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