Studie mit ernüchterndem Ergebnis Nur drei Prozent der deutschen Kitas "gut"

Hamburg · Nur drei Prozent der Kinderkrippen in Deutschland erhalten einer Studie zufolge die Note gut. Insgesamt sei die Qualität der Kindertagesbetreuung in Deutschland lediglich mittelmäßig.

Zahl der Kinder in Kitas nach Bundesländern
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Foto: dpa, Caroline Seidel

Das berichtet "Der Spiegel". Den Krippen und Kindergärten gelinge es derzeit nicht, Chancengleichheit zu erhöhen und unterprivilegierten Schichten zu helfen.

Das Magazin beruft sich auf einen 200 Seiten starken Abschlussbericht zur sogenannten Nubbek-Studie ("Nationale Untersuchung zur Bildung, Betreuung und Erziehung in der frühen Kindheit"), die unter anderem vom Bundesfamilienministerium finanziert wird.

"Gut gebildete deutsche Mittelschichtsfamilien"

Demnach suchen vor allem "gut gebildete deutsche Mittelschichtsfamilien" Unterstützung, nicht aber "sozial benachteiligte Familien beziehungsweise Familien mit geringen Bildungsressourcen". Migranten nähmen die Betreuungsangebote ebenfalls seltener in Anspruch.

Die Betreuungsqualität zu verbessern, so die Nubbek-Forscher, erfordere "ein ähnliches Ausmaß an gesellschaftlicher Anstrengung wie der quantitative Ausbau der vergangenen Jahre". Die Wissenschaftler befanden 85 Prozent der Krippen für mittelmäßig und 12 Prozent für schlecht.

Zudem wird der Ruf nach Nachmittagsbetreuung für Schüler wird lauter - und zwar über Parteigrenzen hinweg. Auch für Schulkinder sollte es einen solchen Anspruch geben, forderten im "Focus" Politiker aus Union, SPD und Grünen unter Hinweis auf die Kita-Garantie für unter Dreijährige ab 1. August.

Nahles für Abschaffung des Betreuungsgeldes

SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles plädierte für die Abschaffung des Betreuungsgeldes, um die freiwerdenden Mittel in "die Weiterentwicklung des Rechtsanspruches zu einem Anspruch auf Ganztagsangebote in Kitas und Schulen für alle Kinder ab eins" zu investieren.

"In Deutschland wollen 70 Prozent der Eltern ihre Kinder auf eine Ganztagsschule schicken." Angebote gebe es aber nur für gut 30 Prozent der Schülerinnen und Schüler.

Ähnlich argumentiert die kinder- und familienpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Katja Dörner. "Eltern brauchen eine verlässliche Betreuung für ihre Schulkinder. Ein Rechtsanspruch wäre auch für diese Altersgruppen sinnvoll" - durch mehr Ganztagsschulen.

Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) machte sich ebenfalls für mehr Nachmittags-Angebote an Schulen stark: Der Ganztagskitaplatz bringe nichts, wenn Eltern ihre Erwerbstätigkeit bei Schulbeginn wieder reduzieren müssten. Das Bildungssystem verlasse sich immer noch zu sehr auf die nachmittägliche häusliche Unterstützung beim Lernen.

(KNA/dpa)
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