US-Präsident besucht Dresden Obama: Soldaten statt Frauenkirche

Berlin (RPO). Barack Obama hat die Pläne für seinen Besuch in Dresden kurzerhand umgeschmissen. Der US-Präsident verzichtet auf einen Besuch der Frauenkirche sowie der Goethe-Stadt Weimar. Stattdessen schaut er lieber nach, wie es verletzten Soldaten im Militärhospital Landstuhl geht.

So freut sich Dresden auf Obama
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Regierungssprecher Ulrich Wilhelm trat am Mittwoch Spekulationen entgegen, dass ein getrübtes Verhältnis von Kanzlerin Angela Merkel zu Obama für die Programmkürzungen verantwortlich sein könnte. "Das Verhältnis der Bundeskanzlerin zu Barack Obama ist gut, es ist herzlich", sagte er.

Um das Besuchsprogramm war in den vergangenen Wochen heftig gerungen worden. Drei Mal war das US-Protokoll in der Region, um die Reise vorzubereiten. Erst in der vergangenen Woche entschied das Weiße Haus, dass Obama Landstuhl besuchen wird, wo schwerverletzte US-Soldaten aus dem Irak und Afghanistan behandelt werden. Das restliche Programm wurde dafür zusammengestrichen.

Den von deutscher Seite erhofften Stadtrundgang Merkels mit Obama wird es nun nicht mehr geben. Der US-Präsident reist am Donnerstagabend nach seiner mit Spannung erwarteten Grundsatzrede in Kairo nach Dresden. Am Freitagmorgen wird er von Merkel vor dem Grünen Gewölbe, einer legendären Schatzkammer des Dresdner Residenzschlosses, empfangen.

Obama und Merkel haben viel zu besprechen

Anschließend sprechen die beiden zunächst unter vier Augen, dann im größeren Kreis miteinander. Zu den Topthemen werden der Nahost-Konflikt, die Atom-Streitigkeiten mit dem Iran und Nordkorea, die Beziehungen zu Russland, der Klimaschutz und die Situation bei Opel zählen.

Insgesamt dürfte die Unterredung 60 bis 90 Minuten dauern. Die gemeinsame Pressekonferenz findet im Schlosshof statt, Obama wird dann im berühmten Dresdner Zwinger für Interviews der US-Medien zur Verfügung stehen.

Andere Attraktionen der sächsischen Hauptstadt wie die Semperoper und vor allem die Frauenkirche lässt der US-Präsident links liegen. Die deutschen Gastgeber hatten vor allem auf einen Besuch der symbolträchtigen Frauenkirche gehofft, die auch mit US-Spendengeldern wieder aufgebaut wurde und zu den weltweit wichtigsten Monumente für die Versöhnung der ehemaligen Gegner des Zweiten Weltkriegs zählt.

Auch Obamas Programm in Thüringen wurde vom Weißen Haus zusammengestrichen. Nur der aus Sicht Obamas wichtigste Programmpunkt blieb erhalten: Der Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald.

Der US-Präsident und die Kanzlerin werden vom 80-jährigen Holocaust-Überlebenden und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel durch die Gedenkstätte geführt. Ein Großonkel Obamas war 1945 als Obergefreiter der US-Armee an der Befreiung eines Nebenlagers Buchenwalds beteiligt.

Zum Abschluss seines Kurzaufenthalts in Deutschland wird Obama das US-Militärhospital im rheinland-pfälzischen Landstuhl besuchen. Anschließend reist er nach Frankreich weiter, wo er am Samstag an den Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der Invasion alliierter Truppen in der Normandie teilnimmt.

Obama zum zweiten Mal in Deutschland

Es ist der zweite Deutschlandbesuch Obamas in seiner knapp fünfmonatigen Amtszeit. Im April war er anlässlich des Nato-Gipfels in Baden-Baden. Zudem hielt er im vergangenen Sommer während des Wahlkampfs eine spektakuläre Rede vor 200.000 Menschen im Berliner Tiergarten.

Regierungssprecher Wilhelm sagte am Mittwoch, der kurze Abstand zwischen den Besuchen des US-Präsidenten zeige die enge Partnerschaft zwischen beiden Ländern. Die Kanzlerin freue sich, dass Obama Interesse an den neuen Bundesländern zeige und mit Dresden ein geschichtsträchtigen Ort ausgewählt habe. Die sächsische Hauptstadt sei ein Symbol für die Kriegszerstörung, aber auch für den Wiederaufbau. "Deshalb ist dieser Besuch auch in der historischen Perspektive wichtig", sagte Wilhelm.

Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier wird an dem Gespräch Merkels mit Obama nicht teilnehmen. Steinmeiers Sprecher Andreas Peschke sagte, es sei "der Regelfall", dass der Außenminister bei bilateralen Gesprächen der Bundeskanzlerin nicht dabei sei.

(AP)
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