TV-Duell vor der Bayern-Wahl "Oberlehrer" Seehofer stutzt "Musterschüler" Ude zurecht

Düsseldorf · Es war der einzige direkte TV-Schlagabtausch vor der Landtagswahl: Horst Seehofer und Christian Ude buhlten um Wählerstimmen. Doch von derber, bayerischer Bierzelt-Stimmung war wenig zu spüren. Beide Politiker lobten die angenehme Atmosphäre. Seehofer zeigte nur an einer Stelle Schwächen.

TV-Duell zwischen Seehofer und Ude
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Kurz vor dem TV-Duell in Bayern titelte die Internetseite einer großen, überregionalen Tageszeitung: "Endlich Wahlkampf!" - doch das Aufeinandertreffen zwischen Ministerpräsident Horst Seehofer und Herausforderer Christian Ude glich eher dem verzweifelten Kampf von David gegen Goliath.

Dabei läuft in Bayern der Countdown: In rund einer Woche wählen die Bayern einen Ministerpräsidenten. Im Bayerischen Rundfunk stritten am Mittwochabend Amtsinhaber Seehofer (CSU) und Herausforderer Ude (SPD). Doch das Duell vor den Kameras glich vielmehr dem ungleichen Streit zwischen Oberlehrer (Seehofer) und Münchner Musterschüler (Ude).

Dauerbrenner Pkw-Maut

Gleich zu Beginn kam das Thema Pkw-Maut auf die Tagesordnung. Es ist Seehofers Prestigeobjekt, das nach dem neuerlichen Veto von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), wieder einmal heiß diskutiert wird. Der CSU-Chef bekräftigte seine Forderung: "Die Maut muss kommen und sie wird kommen." Doch anders als in den vergangenen Tagen entschleunigte er seine Aussage. "Ich überlege mir sehr genau den Start eines politischen Projekts, auch bei der Maut. Die Kanzlerin und ich haben immer für dieses Land eine Lösung gefunden."

Da stört es ihn auch nicht, wenn der beliebte Münchner Oberbürgermeister Ude kontert: "Es ist ein Thema, das deutlich macht, wie mit haltlosen Versprechungen die Öffentlichkeit irregeführt wird."

Seehofers Oberlehrer-Pose

Jedes Mal wenn Seehofer es ernst meint, er sich sicher fühlt, baut er sich vor Ude auf, legt eine Hand auf dem Rücken ab und fuchtelt mit der anderen Hand in der Luft. Nur einmal jedoch, kurz vor dem Ende des Schlagabtauschs, kommt Seehofer ins Stottern, wirkt nicht ganz sicher.

Als es um den Fall des sieben Jahre zu Unrecht in der Psychiatrie eingeschlossenen Gustl Mollath ging, zeigte der Ministerpräsident Schwächen. Er rechtfertigte das Vorgehen seiner Justizministerin Beate Merk - kein Wort der Kritik, des Eingeständnisses.

Vielmehr sah er sich als ein Vorreiter im Kampf um die Freilassung Mollaths. Er sei einer der ersten gewesen, der die Justiz gebeten hätte, das Ganze noch einmal zu überprüfen. "Das habe ich von Anfang an eingefordert. Mir hat es zu lange gedauert", sagte Seehofer.

Steinbrück lobt Ude

Beide Politiker gaben sich in der über einstündigen Debatte streitlustig. Doch die gesamte Diskussion über wirkte Ude wie der Unterlegene. Er warf der CSU zwar unter anderem vor, den Ganztagsschulausbau, den Ausbau der Kinderbetreuung oder den Ausbau des schnellen Internets jahrelang vernachlässigt zu haben. Doch Seehofer wies die Vorwürfe souverän zurück. Er verwies zudem auf die Spitzenposition des Freistaats in vielen Bereichen, etwa bei Wirtschaft und Arbeitsmarkt.

Seehofer sagte in seinem Schlusswort mit Blick auf seine bisherige Regierungszeit: "Es waren fünf starke Jahre für Bayern." Sein Ziel sei es nun, den Freistaat an der Spitze zu halten und noch stärker zu machen. Ude kündigte an, die SPD wolle Bayern vor allem gerechter machen. Zudem spielte er auf die Verwandtenaffäre an, von der vor allem CSU-Politiker betroffen sind. "Missstände, meine Damen und Herren, muss man abwählen."

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück fand lobende Worte für seinen Parteikollegen. Auf Facebook postete er: "Christian, Du bist eine Bank - solide, klar, verlässlich. Außerdem hast Du auch noch einen guten Humor. Glückwunsch zum Punktsieg in Deinem Duell."

Die SPD liegt eineinhalb Wochen vor der Landtagswahl weit abgeschlagen hinter der CSU, eine Mehrheit für das von Ude angestrebte Dreierbündnis mit Grünen und Freien Wählern gilt zurzeit als unwahrscheinlich. Die CSU kann nach fünf Jahren in einer schwarz-gelben Koalition sogar wieder auf eine Alleinregierung hoffen.

(rpo/mit Agenturmaterial)
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