Vorwurf der Körperverletzung zurückgewiesen Oberrabbiner will Medizinkurse für "Beschneider"

Berlin · In der Debatte um das Kölner Beschneidungsurteil hat der israelische Oberrabbiner Yona Metzger vorgeschlagen, dass die sogenannten Beschneider in den jüdischen Gemeinden künftig eine medizinische Grundausbildung durch deutsche Ärzte erhalten sollten. "Die Ärzte sollen auch das Lehrmaterial festlegen und entscheiden, ob ein Beschneider fähig ist", sagte Metzger am Dienstag in Berlin vor Journalisten.

 Der israelische Oberrabiner Yona Metzger in Berlin bei einer Pressekonferenz zur Debatte über Beschneidungen in Deutschland. Metzger sieht gute Chancen, dass die Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen in Deutschland möglich bleibt.

Der israelische Oberrabiner Yona Metzger in Berlin bei einer Pressekonferenz zur Debatte über Beschneidungen in Deutschland. Metzger sieht gute Chancen, dass die Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen in Deutschland möglich bleibt.

Foto: dapd, Oliver Lang

Die letzte Entscheidung, ob jemand als Beschneider tätig werden dürfe, müsse aber das Oberrabbinat in Israel treffen. In Deutschland sind etwa zehn Beschneider aktiv.

Rabbiner wirbt in Deutschland um Verständnis

Metzger ist einer von zwei Oberrabbinern, die der jüdischen Gemeinde in Israel vorstehen. Er besucht derzeit Deutschland, um für Verständnis für die jüdische Beschneidungspraxis zu werben. "Schon 4000 Jahre wird die Beschneidung vorgenommen, 1800 Jahre auch in Deutschland", sagte Metzger. Nach dem Kölner Beschneidungsurteil war eine Debatte zur Beschneidung entstanden. Das Kölner Landgericht hatte die Beschneidung eines Vierjährigen im Mai als "strafbare Körperverletzung" gewertet und damit weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt.

"Wurzel der jüdischen Seele"

Metzger verwies darauf, dass die Beschneidung von Jungen acht Tage nach der Geburt eine religiöse Pflicht sei. Sie sei eines von 613 Geboten des jüdischen Glaubens, überrage die anderen aber an Bedeutung. Er nannte die Beschneidung "die Wurzel der jüdischen Seele" und "ein Siegel, von dem man sich nie verabschieden kann".

"Keine Körperverletzung"

Den Vorwurf der Körperverletzung wies Metzger zurück. "Wir geben dem Säugling einen Tropfen süßen Weins, dann schläft er ein", sagte er. Das Kind spüre den Eingriff nicht, und in der Regel gebe es keine Komplikationen. Ein Trauma erfahre das Kind nicht, denn es vergesse, dass es beschnitten wurde. Eine örtliche Betäubung lehnte Metzger ab. "Das jüdische Religionsgesetz fordert, dass es natürlich von sich geht", sagte er.

Die Beschneider verrichteten ihr Handwerk besser als Ärzte, betonte Metzger. Wenn es doch einmal zu Fehlern komme, trügen nur in rund jedem sechsten Fall Beschneider die Verantwortung. In den andere Fällen seien es Ärzte.

(AFP)
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