Wie ausländische Medien über die Proteste berichten "Pegida": "Ein bunter Mix von Rechtsextremen und normalen Leuten"

Dresden · Die "Pegida"-Bewegung, die gegen die angebliche Islamisierung Deutschlands protestiert, sorgt nicht nur in der Bundesrepublik für politische Diskussionen und reichlich Schlagzeilen. Auch im Ausland werden die Demonstrationen wahrgenommen – von der Schweiz bis hin zu den USA. Ein Blick in die ausländischen Medien.

Fragen und Antworten zu "Pegida"
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Foto: dpa, abu tmk

Die "Pegida"-Bewegung, die gegen die angebliche Islamisierung Deutschlands protestiert, sorgt nicht nur in der Bundesrepublik für politische Diskussionen und reichlich Schlagzeilen. Auch im Ausland werden die Demonstrationen wahrgenommen — von der Schweiz bis hin zu den USA. Ein Blick in die ausländischen Medien.

Unter dem Namen "Dügida" waren rund 450 Anhänger der "Pegida"-Bewegung am Montagabend dem Aufruf zum "Abendspaziergang" in Düsseldorf gefolgt. Rund 1000 Menschen demonstrierten dagegen. Am gleichen Montag nahmen in der sächsischen Landeshauptstadt fast 10.000 Anhänger an der Demonstration teil — und fast genauso viele schlossen sich der Gegendemonstration an.

Die Innenminister der Länder äußerten sich zuletzt ebenso wie der Bundesjustizminister besorgt. Zumal die Bewegung wächst und weitere Städte im Visier hat. So sind etwa in der früheren Bundeshauptstadt Bonn gleich drei solcher Montagsdemonstrationen geplant. Doch nicht nur in Deutschland wird über die "Pegida"-Bewegung geredet und geschrieben. Auch im Ausland wird der Protest wahrgenommen.

Düsseldorf: Dügida - 1000 Teilnehmer bei Gegenkundgebung
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"Pegida" in Düsseldorf: 1000 Menschen demonstrierten im Dezember dagegen

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Foto: Schaller,Bernd

So widmete die "New York Times" angesichts der hohen Teilnehmerzahl in Dresden den Protesten einen Artikel. Die "deutsche Stadt, reich an Geschichte und Tragik", heißt es dort über Dresden. Die Zeitung spielt damit auf die Luftangriffe amerikanischer und britischer Bomber im Februar 1945 an. Der Gedenktag wird Jahr für Jahr von Rechtsextremen missbraucht, um in der Stadt zu demonstrieren. Die Demonstranten der "Pegida", so heißt es in dem Artikel weiter, seien "ein bunter Mix von Rechtsextremen der NPD, jungen Hooligans und normalen Leuten, die sich ignoriert fühlen, während Ausländer nach Deutschland strömen".

Auch heißt es, Dresden sei "Rechtsextremismus oder Hass gegen Ausländer nicht unbekannt", aber solche Ereignisse in der 530.000 Einwohner zählenden Stadt seien eine Überraschung. "Pegida hat eindeutig einen Nerv getroffen", so der Reporter der "New York Times". Zugleich wird aber auch auf die Gegenbewegung zu den Islamkritikern hingewiesen.

Vergleiche zur "HoGeSa"-Demo in Köln

"Pegida"-Anhänger und Gegner demonstrieren in Dresden
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"Pegida"-Anhänger und Gegner demonstrieren in Dresden

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Nicht nur die "New York Times" hat das Thema in den USA aufgegriffen. Nachdem die Nachrichtenagentur AP in ihrem englischsprachigen Dienst darüber geschrieben hatte, berichteten auch TV-Sender wie Fox News und ABC News auf ihren Webseiten über die deutsche Protestbewegung. "Russia Today" schrieb ebenfalls auf seiner Webseite über die "Pegida" und bildete dort Reaktionen auf Twitter in allen Sprachen ab.

In Großbritannien widmete der "Telegraph" den Demonstranten einen Artikel. "Eine neue Art des Anti-Einwanderungsprotestes schwappt über Deutschland", heißt es dort. "Der neue Protest bietet keine Neonazi-Slogans und hat nichts zu tun mit den herkömmlichen Rechtsextremen", schreibt der Autor des Artikels. Er weist darauf hin, dass der Slogan "Wir sind das Volk" der Bürgerrechtsbewegung in den letzten Monaten der DDR gerufen werde und dass sich der Initiator, Lutz Bachmann, für "Null Toleranz gegen kriminelle Einwanderer" ausspreche.

Auch wird ein Vergleich zu der "Hooligans gegen Salafisten" ("HoGeSa")-Demonstration in Köln vor einigen Wochen gezogen, die sich gegen die Terrormiliz Islamischer Staat wendete und in Gewalt endete. Im Vergleich dazu sei die "Pegida"-Bewegung friedlich, heißt es.

"Frustrierte und besorgte Bürger"

Über die "frustrierten und besorgten Bürger" oder auch die "deutschen Wutbürger" schreibt der Schweizer "Tagesanzeiger" und fügt hinzu, dass sich unter die Demonstranten auch Neonazis, Rechtsextreme, NPD-Anhänger und Hooligans mischten. "Sie demonstrieren gegen den Islam und vermeintliche Glaubenskriege auf deutschem Boden, gegen 'kriminelle Asylanten' und die Aufnahme von Wirtschaftsflüchtlingen, gegen die etablierten Parteien und die 'gleichgeschalteten Medien', ebenso gegen den Euro und die USA, heißt es in dem Artikel.

Und der österreichische "Standard" beschäftigt sich in einer Kolumne mit "Pegida". "Sie ist ein deutschlandweites Phänomen geworden", schreibt der Autor und vergleicht die Situation in der Bundesrepublik mit Österreich. "Der große Unterschied zu Österreich ist, dass ein Phänomen, das die deutsche Politik alarmiert, bei uns längst durch die FPÖ Teil des politischen Alltags geworden ist. Deswegen gibt es bei uns (noch) keine Demos, wie sie die 'Pegida' veranstaltet."

(das)
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